Paris

Zwei Ausstellungen in Paris öffnen den Blick ins „Primitive“.

Vor 200 Jahren, am 29. Mai 1814, starb Joséphine de Beauharnais. Das Musée du Luxembourg widmet der ersten Frau Napoléons eine Ausstellung.

Ausgebuhte Inszenierung: Paris hat wieder einmal einen Opernskandal, wenn auch einen kleinen.

Von Heiner Hug, Paris

Paris, am letzten Sonntag: Im fünften Stock des Musée d’Orsay drängen sich Tausende Besucher. Viele stehen vor einem Bild, das vor genau 150 Jahren einen Skandal verursachte.

Es war ein Wahlversprechen von Präsident Hollande. Laut Meinungsumfragen sind rund 60 % der Franzosen dafür - und doch: Die geplante Einführung der Homo-Ehe in Frankreich wird von Protesten begleitet mit Ausmassen, wie sie vor einem Jahr noch kaum jemand erwartet hätte.

Der König von Kambodscha kommt nicht allein nach Paris. Er kommt mit einem Dutzend graziler Tänzerinnen. "Sie haben mich in Ekstase versetzt", bekennt einer, der zu den wichtigsten Künstlern der Moderne gehört.

Von Heiner Hug, Paris

Brigitte Bardot schlürfte hier einen Pommery brut royale, Jean Cocteau kostete ein Tartare de boeuf «Charolaise», Salvador Dali genoss einige Noix de Saint-Jacques poêlées. Seit zwei Wochen strömen auch vermehrt Deutschschweizer in das „schönste Restaurant der Welt“. Das hat seinen Grund.

Dominique Strauss-Kahn, als Chef des Internationalen Währungsfonds noch vor wenigen Wochen einer der mächtigsten Männner der Welt, wird heute nach der Anklage gegen ihn wegen versuchter Vergewaltigung, erstmals vor dem zuständigen New Yorker Gericht selbst zu Wort kommen und auf schuldig oder unschuldig plädieren.

Als sie sich umbringt, freut sich die Schwiegermutter. Katia Kabanova ist die Geschichte einer Frau, die kein Selbstbewusstsein hat und ein Leben lang herumgeschubst wird. Christoph Marthaler bringt ihr Schicksal in Paris auf die Bühne. Ein intensiver, unvergesslicher Opernabend. Französische Kritiker sprechen von einer "production boulversante". Überwältigend.

In Paris gibt es Leute, die in Sachen Oper, Theater, Ballet und Konzert alles gesehen haben, was man sehen muss. Dabei wissen sie nicht einmal, wie man Karten kauft. Des Rätsels Lösung? Die Privilegierten lassen sich einfach einladen. Dafür sind sie dann wahnsinnig anspruchsvoll.

Wieder einmal tobt eine Polemik, wie Frankreich sie gerne hat: ein Ex-Präsident und ein Ex-Premierminister haben zur Feder gegriffen, drei verschiedene Petitionen zirkulieren und die Kulturnation schaut ungläubig: Der Staat versucht auf Umwegen, das „Hotel de la Marine“, einen Prachtbau an der Place de la Concorde, zu privatisieren.

Man kann es drehen, wie man will: der grosse Schriftsteller Louis-Ferdinand Céline war einer der schlimmsten Antisemiten im Vorkriegs-Frankreich und blieb es sein ganzes Leben lang. Er ist aber auch, nach Marcel Proust, der am häufigsten übersetzte moderne Autor Frankreichs.