‚Notre dame des victoires’ wurde die frühere Rose Beauharnais und spätere erste Gattin Napoleons von den Franzosen liebevoll genannt. Denn während der Ehe mit ihr war der General und spätere Kaiser immer siegreich. Erst während seiner zweiten Ehe mit der Österreicherin Marie-Louise von Habsburg-Lothringen, Tochter Franz II, läutete sich sein Niedergang ein.
Geliebt wurde Joséphine auch, weil sie, obwohl Kreolin, als echte Pariserin galt: Sie war so schick und elegant, dass ihre Toiletten überall kopiert wurden. Beim Schminken war sie war eine Meisterin der Retouche. Sie wusste ein Haus bequem und doch nach dem letzten Geschmack einzurichten. Wer an ihrer Tafel ass, speiste immer exquisit und wandelte danach in den von ihr speziell betreuten Gartenanlagen, die noch heute, wie die Rosengärten von Malmaison, weltbekannt sind. Ausserdem war sie als grosser Flirt und erotisch begabte Liebhaberin bekannt.
Ihr erster Mann wurde guillotiniert
Joséphine war nicht schön, und wahrscheinlich auch nicht besonders klug. Doch sie hatte ein einzigartiges Talent, mit den Männern der Macht geschickt umzugehen. Napoléon hielt ihr lebenslang die Treue; zuerst als leidenschaftlich verliebter Liebhaber und Gatte und später als zärtlicher Freund. Zar Alexander I., selbst feinsinning und kunstverständig, besuchte die ehemalige Kaiserin noch nach ihrer Scheidung von Napoléon. Leider führte der trauliche Spaziergang der beiden in den nächtlichen Gärten zu ihrem Tod: Joséphine hatte über ihre kostbare Toilette keinen Umhang werfen wollen, da dieser weniger kleidsam war, und verkühlte sich in der frostigen Nachtluft. Die anschliessend sich einstellende Lungenentzündung führte zu ihrem Tod.
Sie wurde als Marie-Joseph-Rose de Tascher de la Pagerie auf Martinique geboren. Im Dezember 1779 kam sie nach Frankreich um Alexandre de Beauharnais zu heiraten. Mit ihm hatte sie die Kinder Eugene (geboren 1781) und Hortense(1783). Das Paar verstand sich nicht und trennte sich, kam aber wieder zusammen als Alexandre während der Revolution Präsident der Volksversammlung und Commandeur der Rheinarmee wurde.
Am 2. März 1794 wurde zunächst er und am 19. April dann auch sie verhaftet. Alexandre Beauharnais wurde am 23. Juli guillotiniert. Seine Frau kam durch einen neuerlichen Machtwechsel, denn Robespierre wurde ermordet, überraschend frei.
Lächeln mit geschlossenen Lippen
Als mittellose Witwe mit zwei Kindern war sie auf Hilfe angewiesen und suchte sie bei mächtigen Männern. Paul de Barras, als Mitglied des Direktoriums an der Spitze des neuen Staates, wurde ihr Geliebter und Beschützer. Er riet ihr aber seinen Schützling, den jungen General Bonaparte zu heiraten, dem er eine grosse Karriere voraussagte.
Napoleon war damals so verliebt, dass er Marie-Joseph-Rose in Joséphine umtaufte als Zeichen, dass ihr Leben mit ihm neu begann.
Im Musée du Luxembourg, dem ältesten öffentlichen Museum Frankreichs, sind nun neben zahlreichen Portraits der ersten Kaiserin der Franzosen persönliche Gegenstände ausgestellt. Wir sehen ihren Stickrahmen. Dann einen riesigen Schrank, der ihr als Juwelenverliebte als Schmuckschatulle diente. Ihr Krönungsornat wird gezeigt, komplett mit winzigen, schmalen Schühchen, angesichts derer man sich fragt, wie denn die Füße wohl ausgesehen haben. Joséphines gut bestückte Schminkkommode ist noch mit angebrochenen Utensilien versehen. Für ihre Zähne, die sie mit ihrer Vorliebe für verzuckerte Veilchen verdorben hatte, konnte sie damit aber nichts tun. So lernte sie mit geschlossenen Lippen zu lächeln.
Botanikerin, Kunstsammlerin
Porzellanservices werden präsentiert wie auch Möbel aus ihren Schlössern. Bei vielen hatte sie selbst das Design in Auftrag gegeben; einige davon sind zu Klassikern geworden. Zwei Dinge sind erstaunlich: Einmal dass sie nach ihrer Scheidung zur kundigen Botanikerin wurde. Und dann, dass sie eine sehr umfangreiche Kunstsammlung von hochklassigen Werken zusammengetragen hatte. Diese Sammlung ging nach ihrem Tod zu gleichen Teilen an ihre Kinder über, ausser den Stücken, die sie ihrem Freund Zar Alexander vermacht hatte.
Einen grossen Triumph hatte Joséphine noch nach ihrem Tod. Ihr geliebter Enkel Charles-Louis Napoléon Bonaparte, der Sohn ihrer Tochter Hortense und von Louis Bonaparte, dem Bruder Napoleons, wurde zuerst Staatspräsident der zweiten Republik und bestieg 1852 als Napoleon III. - wie sein Onkel - den Thron als französischer Kaiser.
Die Ausstellung dauert bis zum 29. Juni 2014