Zypern

Peter Küng war fast 30 Jahre lang Delegierter des IKRK, des internationalen Komitees vom Roten Kreuz, in verschiedenen Konflikt- und Kriegsgebieten. Hier erinnert er sich an seinen ersten Einsatz in den Jahren 1974/75.

Es hat fast geklappt. Praktisch unbeachtet, ist in Crans-Montana eine weitere Zypernkonferenz ergebnislos zu Ende gegangen. Das bedeutet, dass das Zypernproblem wohl auf absehbare Zeit ungelöst bleibt.

Der Hauptgrund, weshalb die Insel nicht zusammenwächst, liegt im mangelnden Interesse beider Seiten.

Im türkischzypriotischen Pyla weiss man nicht mehr, wie spät es ist – eine groteske Folge des Zypernproblems. Vielleicht wird es bald behoben.

Bei den Verhandlungen über eine Wiedervereinigung Zyperns sind die schwierigen Fragen weitgehend gelöst – von der Öffentlichkeit praktisch unbeachtet.

Während die Welt über die humanitäre Katastrophe der Flüchtlinge spricht, die in Griechenland gestrandet sind, bahnt sich im Dreieck Griechenland, Zypern und Türkei Interessantes an.

Europa wünschte sich, die Probleme der Schweiz zu haben. Denn seine Bankenkrise verspricht einen heissen Sommer.

Steuerparadies und Schwarzgeldbunker. Aufgeblähter Finanzsektor mit viel zu hohen Zinsen dank Oligarchen-Neugeldern. Einzelfall. Stimmt diese Analyse?

Wie bei der Sommerzeit werden auf Zypern einfach die Gelduhren vorgestellt. So gibt es Hoffnung: Das Ende naht.

Gespartes Geld, Bank, Sicherheit. Auf diesem Fundament ruht jedes Geldinstitut. Und das ist gerade in Zypern europaweit untergegangen.

In einer Krise ist verantwortliches Handeln der politischen Entscheidungsträger gefordert. Nicht nur im Fall Zyperns ist das in Europa ein Trauerspiel.

10 Milliarden für Zypern ist ja eigentlich ein Klacks. Aber wo kommt der her? Aus einem klassischen Schneeball-System à la Ponzi oder Madoff.

So macht man das nicht. Heute hätte ein Staatsbankrott Zypern gerettet. Aber er wurde verhindert.

Alles starrt auf Zypern. Dabei wird im Moment nur das übliche Pokern und Bluffen gespielt. Aber was ist eigentlich mit Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, der EU?

Vergessen wir alle wohlgesalbten Worte der Eurokraten. Einstimmige Beschlüsse, Blabla. Erst jetzt geht’s richtig zur Sache. Mit geladenem Revolver.

Bis Donnerstag kommen die Zyprer nicht an ihre Bankguthaben. Andere Europäer schon. Aber gut, dass bekanntlich «das Schlimmste vorbei ist».

Wer Geld zur Bank bringt, vertraut darauf, dass er es wieder zurückkriegt. Die Bank vertraut darauf, dass er es nicht zurückhaben will. Einfach, aber teuflisch.

Anfang Jahr war die Eurokrise angeblich vorbei. Nun werden wieder Multimilliarden verröstet. Wieder unter Zwangsbeteiligung von Gläubigern.

Alle Welt redet über die Finanzkrise. Nicht aber die Zyprioten. Auf der Insel im östlichen Mittelmeer beherrschen Probebohrungen nach Öl und Erdgas unter dem Meeresboden die Diskussion. Sie sollen im Oktober beginnen.