Eurokrise

Darf man jetzt über Lohnkürzungen diskutieren? Man muss! Aber genauso auch über weitere Massnahmen.

Schulden sind ein ganz spezieller Stoff. Ihr Gegenteil, Guthaben, ist fassbar. Schulden sind etwas, das nicht ist. Das verwirrt auch manche Ökonomen.

Der Journal-21-Autor Jörg Thalmann hat seinen Kollegen Werner Vontobel, Wirtschaftsredaktor beim «Sonntagsblick», um ein kritisches Feedback gebeten. Wir veröffentlichen dieses als Gastbeitrag, der auf zusätzliche Aspekte aufmerksam macht.

Europa wünschte sich, die Probleme der Schweiz zu haben. Denn seine Bankenkrise verspricht einen heissen Sommer.

Für die Traumtänzer der Eurogruppe hatte das Jahr gut angefangen. Krise war gestern. Aber dann kam Zypern. Und nun kracht’s in Spanien gewaltig. War natürlich «unvorhersehbar».

Was war am Euro falsch? Einig ist man sich darin, dass die falschen Länder aufgenommen wurden. Das aber ist eine grobe Vereinfachung.

Im roten Bereich zockende Banker, die sich ihre leerspekulierten Schatullen vom Steuerzahler wieder auffüllen lassen. Dieses Feindbild ist falsch. Weil unvollständig.

Das Schiff treibt auf den Abgrund zu, und die gereizte Stimmung auf der Brücke enthüllt die Ratlosigkeit. Aber nichts ist schwieriger als das Warten auf das Unausweichliche.

Euroland ist abgebrannt. Weil noch die Kulissen stehen, sieht das nicht jeder. Aber der Point of no Return ist längst überschritten.

Seit September 2011 ist der Franken mit dem Euro verklammert. In den heutigen Zeiten eine kleine Ewigkeit. Wieso wissen wir bis heute nicht, ob das gut ist oder schlecht?

Was ist der Sinn einer finanziellen Rettungsaktion? Problem lösen und für den Schuldner Vertrauen schaffen. Wieso passiert dann im Falle Spaniens das Gegenteil?

Ein Jahr lang redeten Politiker und Experten von einem Austritt Griechenlands aus der Euro-Währungsunion. Und keiner fragte, wie das ginge. Ich glaube, der Austritt ist unmöglich. Ein Szenario in 20 Punkten.

Unter dem Zeichen der Eurokrise scheitert in Europa eine Regierung nach der anderen. Man mag darin den immer wieder neuen Sieg der Demokratie sehen. Tatsächlich handelt es sich um ihre Agonie.

Rote Köpfe hüben und drüben des Rheins. Dabei geht es bloss um ein paar läppische Milliarden. Richtige Probleme misst man in Billionen.

Der Euro ist, wieder einmal, gerettet. Vor den bösen Finanzmärkten schützt nun ein himmelhoher Geldberg. Gibt es diesmal Anlass, den Worten von Eurokraten zu vertrauen? Natürlich nicht.

Heute ist mal wieder wildes Gehampel in Brüssel. Mit wie viel Milliarden soll Griechenland weiterhin künstlich am Leben erhalten werden? Hinter dieser Kulissenschieberei will sich die Europäische Zentralbank (EZB) aus der Verantwortung stehlen.

Wie gross ist das Volumen aller Devisengeschäfte pro Tag? Tief durchatmen und Nullen zählen: 4 000 000 000 000 $. Das sind 4 Billionen. Was folgt daraus? Der nackte Wahnsinn.

Wer zum Pfandleiher geht, um den goldenen Ehering zu versetzen, ist normalerweise ziemlich am Ende. Genau wie Griechenland.