Schuldenkrise

Griechenland refinanziert sich wieder am Kapitalmarkt. Kann das funktionieren? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen?

Das dritte Rettungsprogramm für Griechenland läuft am 20. August aus. Damit enden die Rettungsmassnahmen, aber der Schuldenberg ist immer noch da.

Wenn der Staatsbürger seinem verlumpenden Staat nicht freiwillig genug Geld leiht, dann kann man ihn doch enteignen. Euphemistisch heisst das Vermögensabgabe.

Griechenland, Portugal, Spanien, Italien. War da mal was? Der Euro klebt nicht mehr an der Untergrenze zum Franken, also neues Jahr, neues Spiel. Lasst uns frohlocken.

Eine Tatsache, zwei Meinungen. Die Europäische Zentralbank stellt Gratisgeld in unbeschränktem Ausmass zur Verfügung. Führt das ins Verderben oder zum Aufschwung?

Die Geschichte wiederholt sich nicht als Farce, sondern als Tragödie. Der viertgrösste Wirtschaftsraum in der Euro-Zone versinkt im Schlamassel. Die Eurokraten tun das Gewohnte: nichts.

Ökonomie ist keine Wissenschaft. Wo die Fähigkeit zur Überprüfung der Realität mittels Experiment, Resultat, Überprüfbarkeit und Erkenntnis fehlt, beginnt der Glaube. Mit allen schrecklichen Folgen.

Selbst wenn das nächste Hilfspaket noch hingewürgt wird, ist Griechenland danach so pleite wie zuvor. Aber der finanziell klinisch tote Staat muss künstlich am Leben erhalten werden. Sonst droht der ganz grosse Knall.

Während der europäische Himmel einstürzt, stellen Sarkozy und seine Wahlhelferin Merkel einen neuen orwellschen Begriff vor: «Sonderkonto». Das soll wohl die Steigerung von "Ultimatum" sein.

Nach dem achten und vor dem neunten Krisengipfel der EU und nach und vor dem knapp abgewendeten Staatsbankrott der USA ist es Zeit für eine Bilanz des Schreckens.

Da hat es den Eurokraten in Brüssel ganz schön den Staub vom Dienstpult geblasen: Die griechische Regierung will doch tatsächlich das Volk über die am EU-Gipfel gefassten Beschlüsse abstimmen lassen. Unerhört.

Wie Kaninchen vor der Schlange starren die meisten Kommentatoren auf die einbrechenden Börsenkurse. Höchste Zeit, mal wieder hinter die Kulissen zu schauen.

Das Experiment ist nicht neu: Affen, die mit Pfeilen auf Farbkreise werfen, haben eine höhere Trefferquote als Analysten beim Vorhersagen der Zukunft. Noch nie war das so offenkundig wie heute.

Geht es in der Groteske um den Griechen-Bankrott noch absurder? Aber sicher: Bühne frei für das Schmierenstück «freiwillige Beteiligung der Banken». Da muss man eine alte Frage von Kurt Tucholsky neu stellen: «O hochverehrtes Publikum, bist du wirklich so dumm?»

Diesen gestrigen Satz von Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker müssen Sie sich merken: «Es ist klar, dass es kein Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone geben wird. Es wird keine Pleite geben.»