Haiti

Nach den Wahlmanipulationen bei den Präsidentschaftswahlen am 25. Oktober in Haiti ist unklar, ob die Stichwahl am 27. Dezember, wie geplant stattfindet.

In Port-au-Prince muss sich der Ex-Diktator François Duvalier vor Gericht verantworten. Das scheint aber auch die einzige gute Nachricht für die Haitianer zu sein.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und ihre Partner wollen die
Ausweitung der im Westen Haitis ausgebrochenen Choleraepidemie auf die
Hauptstadt Port-au-Prince verhindern. „Dank der Früherkennung der
Krankheitsherde können wir rasch reagieren“, erklärte WHO-Sprecherin
Fadela Chaib in Genf. Gleichzeitig dämpfte sie die Hoffnung auf ein
baldiges Ende der Epidemie: „Haiti wird noch Jahre mit der Cholera zu
kämpfen haben, wenn die Probleme mit der Trinkwasserversorgung und den
sanitären Anlagen nicht behoben werden.“

-au-Prince**

Der frisch vereidigte Präsident der Republik Haiti, Michel Martelly, tritt ans Mikrofon, hinter ihm die eingestürzte Kuppel des blütenweißen Präsidentenpalastes im Neo-Renaissance Stil, vor ihm ein Zeltlager zerzauster Obdachloser und dahinter die Statue des unbekannten Sklaven. Plötzlich wird es am still in der Hauptstadt Port-au-Prince

Diesmal konnte auch eine Intervention der USA nichts ausrichten: Der frühere Staatschef Jean-Bertrand Aristide ist wieder in Haiti. Wie stark seine Präsenz die Wahlen vom Sonntag beeinflusst hat, lässt sich im Augenblick schwer abschätzen.

Obwohl alle Welt rasche Hilfe versprach: Der Aufbau in der Hauptstadt Port-au-Prince und anderen vom Beben betroffenen Regionen geht nur schleppend voran. Der Alltag unzähliger Haitianer ist nach wie vor von Tod, Leid und Zerstörung geprägt.

Wenige Stunden vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses erklärten internationale Beobachter, der Kandidat der korrupten Regierungspartei sei ausgeschieden. Haiti schöpfte Hoffnung. Dann, kurz darauf, liess die haitianische Wahlkommission verlauten, der Regierungskandidat hätte es doch in den zweiten Wahlgang geschafft. Es fällt schwer, nicht an Wahlbetrug zu denken.

„Willkommen im Paradies“, sagt der junge Franzose. Ich betrete ein Strand-Restaurant im Süden von Haiti: eine Hütte auf Pfählen. „Ich kenne viele Orte in Lateinamerika“, schwärmt der Franzose. „Aber Haiti ist das bezauberndste, das verrückteste, das faszinierendste Land“.

Fakten und Daten zu den Wahlen am 28. November. Wird eine Frau Staatspräsidentin?

Wie lässt sich das Leben auf Haiti in Zeiten der Cholera, der Naturkatastrophen und unfähiger Politiker vorstellen? Tobias Meier sprach mit einem Kunsthändler aus Port au Prince.