„Quod licet Iovi, non licet bovi“ haben wir einst eifrig (und anscheinend unvergesslich) im Latein gelernt: Was Jupiter erlaubt ist, ist dem Rindvieh nicht erlaubt. An diese Sentenz, die dem römischen Komödiendichter Terenz zugeschrieben wird, mag sich einer angesichts staatlicher Autorität erinnern oder auch nicht.
Inspiration für Trevor Case
Trevor Case aus dem US-Bundesstaat Nebraska mochte es nicht. Unter Umständen liess er sich durch Medienberichte über die Praxis inspirieren, welche die US-Regierung unter George W. Bush im Falle von Terrorverdächtigen ausdrücklich erlaubt hat. Auf jeden Fall unterzog Trevor Case Ende Oktober der Polizei von Lincoln zufolge seine Freundin einem Waterboarding, jener „verstärkten“ Verhörmethode, die das Opfer glauben lässt, es würde ertrinken.
Zwar verdächtigte der 22-Jährige die junge Frau nicht terroristischer Umtriebe. Er beschuldigte sie aber, ihm untreu gewesen zu sein. Also schritt er in der Wohnung der beiden zur Tat, fesselte die 22-Jährige an ein Sofa, stopfte ihr Spitalsocken in den Mund, zog ihr ein Hemd über den Kopf und schüttete einen Krug Wasser über sie aus. Das Opfer wehrte sich und zerkratzte seinem Peiniger die Brust. Der aber behauptete, der Kratzer stamme von einem „Ringkampf mit einem Freund“. Inzwischen sitzt Case, bei einer Kaution von 150 000 Dollar, im Gefängnis und wartet auf seinen Prozess.
Indes hat der amerikanische Ex-Präsident George W. Bush in seinen jüngst erschienenen Memoiren „Decision Points“ ausdrücklich eingeräumt, er persönlich habe im Falle des angeblichen Drahtziehers der Anschläge vom 11. September 2001, Khalid Sheik Mohammed, das Waterboarding erlaubt. Die CIA sei seinerzeit zu ihm gekommen und habe ihn gefragt, ob der Geheimdienst diese Verhörmethode weiterhin anwenden solle.
"Verdammt richtig"
Das Weisse Haus vermutete, das Al-Qaida-Mitglied habe Kenntnis von weiteren geplanten Attentaten auf die USA. Er habe mit „Damn right“ geantwortet, schreibt Bush und hält fest, er würde es wieder tun, um Menschenleben zu retten – Aussagen, die Menschenrechtsexperten zufolge eines Tages rechtliche Konsequenzen für den Texaner haben könnten. Inzwischen hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bereits gefordert, Amerikas 43. Präsidenten wegen Folter zu belangen.
Dabei hatte ein Reporter des Fernsehsenders NBC bereits im Mai berichtet, das Büro von Vizepräsident Dick Cheney habe kurz nach dem Einmarsch der Amerikaner in Bagdad im Frühling 2003 dem Geheimdienst vorgeschlagen, einen irakischen Kriegsgefangenen mittels Waterboarding zu verhören. Der Iraker, früher in leitender Stellung bei Saddam Husseins Geheimpolizei, wurde verdächtigt, mehr über Verbindungen des irakischen Diktators zu Osama bin Ladens al-Qaida zu wissen. Hätten solche tatsächlich bestanden, hätten sie als weitere Rechtfertigung des Krieges im Irak dienen können.
Charles Duelfer, der als Leiter der Iraq Survey Group von der US-Regierung mit der Suche nach Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen beauftragt war, berichtet in seinen Memoiren „Hide and Seek“, Washington habe damals zwar klar gemacht, dass Waterboarding lediglich in Fällen von Terrorismusverdacht legal sei. Doch das habe auf den irakischen Geheimdienstler nicht zugetroffen. Duelfer enthüllt nicht, wer in Washington grünes Licht für dessen Folter gab.
Die CIA hat die Praxis eingestellt
Auf jeden Fall hat Dick Cheney Waterboarding und andere harte Verhörmethoden stets verteidigt. Die CIA hat die Praxis eingestellt. Derweil hat sich der prominente Autor Christopher Hitchens im Mai 2008 für das Magazin „Vanity Fair“ einem Selbstversuch unterzogen und sich von früheren Angehörigen der Special Forces waterboarden lassen. Hitchens wollte aus persönlicher Erfahrung sagen können, ob die Verhörmethode eine Form von Folter ist oder lediglich ein „simuliertes“ Gefühl des Ertrinkens weckt. Der unmissverständliche Schluss seines Artikels. „Glaubt mir, es ist Folter“.
Christopher Hitchens zitiert als Kronzeugen einen amerikanischen Anti- Terrorexperten, der ihm zufolge alles andere als ein Gutmensch ist und einst geschworen hat, er würde „persönlich Bin Ladens Herz mit einem Plastiklöffel der Essensration der Armee herausschneiden“. Laut Malcom Nance ist Waterboarding eine vorsätzliche Foltermethode und von der US-Justiz als solche verfolgt worden, wenn andere Akteure sie angewandt haben.
Medienstar bleibt den Tatbeweis schuldg
Auch Sean Hannity, ein erzkonservativer und besserwisserischer Star von Fox News, hat seinen Fans versprochen, er werde sich waterboarden lassen. Hannity ist überzeugt, dass Waterboarding eine notwendige und zulässige Verhörmethode sei. Doch das 49-jährige Grossmaul ist den Tatbeweis bis heute schuldig geblieben.