Phantasielos sein ist schrecklich. Die Sprache verrät viel. Sie zeigt, ob man schöpferisch, witzig und einzigartig ist – oder nur mainstream.
Die Jugend hat ihre eigene Sprache. Das ist gut so. Diese Sprache lebt, auch wenn sie schräg ist - und grammatikalisch zum Himmel schreit.
Doch da gibt es die verklemmt Witzigen. Und zu ihnen gehören nicht die Jungen: das sind die Stammtisch-Possenreiter.
Sie sagen nicht „zum Beispiel“, sie sagen „zum Bleistift“. Sie sagen nicht „bis bald“, sie sagen „bis Baldrian“. Lustig, nicht?
Sie sagen auch nicht „Herzlichen Glückwunsch“, sie sagen „Herzlichen Glühstrumpf“. Man krümmt sich vor Lachen.
Zugegeben: „Okidoki“, „alles paletti“ oder „alles Klärchen“ – das traut sich auch das letzte Landei nicht mehr zu sagen. Auch „krass“ ist längst krass daneben. Jeder Hilbilly sagt es schon.
Anderes ist en vogue: „Ich telefonaniere“, „auf Wiedertschüss“, „auf Wiederhörnchen“, „nicht schlecht, Herr Specht“ – all das gehört zum Repertoire strammer Stammtisch-Hirsche – und ihrer anverwandten Fauna.
Man sagt nicht „natürlich“, sondern „latürnich“. Man sagt nicht „wie geht’s?“, sondern „alles fit im Schritt?“. Man sagt nicht „bis dann“, sondern „piss dann“. „Theoretisch“ gibt es auch nicht und „praktisch“ schon gar nicht, also heisst es „theopraktisch“.
Und man sagt nicht „sukzessive“, sondern „schluckzessive“. Oder: „Bin ich deprimiert“?, nein, ich bin „depriletto“.
Zum Abschied heisst es „babatschi“. Nett, da war mal jemand in Italien und hat von baci-Küsschen gehört. Oder er war in Österreich. Cross culture.
Vor allem aber heisst es zum Abschied nicht „tschüs“ sondern tschöööö – mit vier oder fünf –ö.
Das Lustigste stammt aus der Jugendsprache.
Ein Renner ist „schmackofatz“. Alles was „geilomei“ ist, ist schmackofatz. Wir sind schmackofatz.
Die Jungen sprechen von Zettelhexen.
Was ist eine „Zettelhexe“?
Zettelhexen sind jene grimmigen Damen, die Busszettel unter den Scheibenwischer klemmen, wenn das Auto 17 Zentimeter neben der blauen Linie steht. Küss die Henne. Schmackofatz.