Er bringt einfach nichts zustande. Obamacare ist nicht abgeschafft und durch „etwas Grossartiges“ ersetzt. Die Wunder wirkende Steuerreform wurde noch nicht in Angriff genommen. Herausposaunte Arbeitsplatzbeschaffungen sind als Propagandatricks entlarvt. Von der gigantischen Offensive zur Instandstellung der Infrastruktur ist nichts zu sehen. Im Weissen Haus herrscht Dauertumult. Die Schlinge der Ermittlungen in der Russland-Affäre zieht sich zu. Zustimmungswerte des Präsidenten: abgesoffen. Anfängliche Euphorie der Börsen: verflogen.
Will Trump nicht den letzten Rückhalt in seiner Partei und die Glaubwürdigkeit beim harten Kern seiner Fans verlieren, so muss er liefern – und zwar rasch. Da hilft aus seiner Sicht einzig ein äusserer Feind. Kim Jong Un, das pöbelnde und zündelnde Milchgesicht mit umgekehrter Trump-Frisur und einem Hang zu bombastischer Rhetorik, kommt da wie gerufen. Trumps sich überschlagende Entgegnungen sind weder mit seinem Kabinett noch mit der Armeeführung abgesprochen. Das zeigt nur, wie sehr er auf diese Gelegenheit gewartet hat.
Kein Zweifel, Kim Jong Un ist gefährlich und wird es mit jedem Tag mehr. Aber er ist berechenbar. Dem nordkoreanischen Potentaten geht es allein um den Machterhalt – seine einzige Überlebenssicherung. Mit Leuten wie ihm sind Deals, auf die sich Trump angeblich so hervorragend versteht, möglich. Denn Politik kann man auch mit Schurken machen, wenn deren Interessen bekannt und kalkulierbar sind.
Der Konflikt kann ausser Kontrolle geraten, wenn Trump sich nicht darauf besinnt, als grösster Dealmaker aller Zeiten gelten zu wollen, sondern vielmehr den militärischen Beweis sucht, dass „America great again“ ist. Was man bei ihm nicht weiss: Unterliegt er tatsächlich dem Wahn, beim Pulverfass Korea sei eine schnelle kriegerische Problembeseitigung möglich? Oder glaubt er als notorisches Grossmaul schon gesiegt zu haben, wenn er lauter und drohender ist als der Feind? Das zweite liesse die Hoffnung zu, dass es beim Krieg der Worte bleibt.