Wie im Football gilt in Amerika auch in der Politik die Devise: „Gewinnen ist nicht alles. Es ist das Einzige.“ Erst recht gilt das in einem schier endlosen Präsidentschaftswahlkampf. Obwohl die Kandidaten ihre Wähler glauben lassen, es gehe ihnen selbst nicht um die Macht, sondern allein um die Zukunft des Landes. Zum rhetorischen Repertoire der Bewerber gehört auch die Empörung über die Angriffe der andern Seite, die meistens über das Fernsehen lanciert werden. Obwohl die eigene Partei genau so hinterhältig unter die Gürtellinie des Opponenten zielt. Wenn nun also Herausforderer Romney Präsident Obama vorwirft, er tue alles, um an der Macht zu bleiben, und schrecke nicht davor zurück, Amerika in zwei unversöhnliche Lager zu spalten, so ist das Scheinheiligkeit pur. Bereits im Vorwahlkampf hat der Kandidat der Republikaner bewiesen, dass auch er sehr wohl mit negativen TV-Spots zu attackieren weiss. Und er tut es nach wie vor. Mit Spots, die von Geldgebern finanziert werden, denen nicht das Gemeinwohl, sondern nur der Eigennutz am Herzen liegt. Ebenso scheinheilig klagen allerdings auch die Helfer Barrack Obamas, Mitt Romney würde im Wahlkampf nicht fair spielen. Eine Ausnahme sind jene republikanischen Gouverneure, die versuchen, potenzielle Wähler des Präsidenten mit juristischen Tricks von der Urne fernzuhalten. Fakt bleibt: Wie Football ist auch Wahlkampf in Amerika nichts für sensible Gemüter. Zweite Plätze gibt es keine, nur Verlierer. (Ignaz Staub)