Weltweit sind Forschende damit beschäftigt, Zukunftsfragen mit Innovationen anzugehen, um auf diese Weise kommende Herausforderungen zu bewältigen, auch solche, von denen wir noch gar nicht wissen, dass sie kommen werden.
Wenn wir uns einig sind, dass zukünftige Herausforderungen nach Lösungen rufen, die im Moment nicht existieren, dann lohnt es sich, gewissen forschenden Teams zu folgen. Sie sind auf dem Weg, notwendige technologische und gesellschaftliche «Revolutionen» im Zusammenhang mit nachhaltigem Leben, Recycling, Klimaerwärmung, Energiewende oder künstlicher Intelligenz (KI) zu entwickeln. Nachstehend folgen einige Beispiele, um vor allem junge Menschen der Generation Z zu motivieren, sich dort umzutun, wo Entscheidendes passiert.
Wie Start-ups Wachstumshürden überwinden
Das SEF.Growth-Programm (sef-growth.ch) unterstützt Jungunternehmen und KMU bei der Überwindung von Wachstumshürden (NZZ-Verlagsbeilage). Mit einer breiten Palette von Dienstleistungen, die auf die Bedürfnisse von Wachstumsunternehmen zugeschnitten sind, damit sie in der Folge ihre Marktposition stärken können, werden diese Unternehmen unterstützt. Dabei pflegt SEF.Growth den persönlichen Kontakt mit den Gründerinnen und Gründern langfristig. Sie stellen wichtige, kritische Fragen, damit die jungen Leute ihre eigene Firmenblindheit überwinden und die internen Abläufe aus einer anderen Perspektive betrachten können.
Mehr Frauen in Start-ups?
Es gibt zu wenig weibliche Gründerinnen in der Jungunternehmerszene, stellt Xi Zhang, Gründerin des Start-ups «Superlab Suisse» trocken fest. Ihr Unternehmen standardisiert Laborräumlichkeiten, hat inzwischen ein Netz von solchen Laboren weltweit aufgebaut und bietet diese zur Co-Nutzung an. Auf ihrer Homepage signalisiert die Firma: «We are thrilled to bring Superlab Suisse’s innovative platform to Basel, the city of Pharma» (biopole.ch). («Es freut uns riesig, die innovative Plattform Superlab Suisse nach Basel zu bringen, der Stadt der Pharma-Riesen.») An der periodisch stattfindenden «SEF.Founder Conference» (sie war 2024 am 6. Juni in Interlaken) stehen jeweils inspirierende Vorträge und Diskussionen auf dem Programm, neben einer einzigartigen Plattform für Networking, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Besser erkennen, was wir nicht wissen
«AI21 Labs» ist ein 2017 gegründetes, israelisches Start-up, das an der Spitze der Entwicklung aufgabenspezifischer Modelle für künstliche Intelligenz (KI) steht. Wie Ori Goshen, Co-Founder und Co-CEO des Unternehmens, an oben erwähnter Konferenz erklärte, konzentrieren sie sich auf textbasierte Modelle und geschäftsorientierte Anwendungsfälle zur Steigerung der Produktivität. «Wir erwarten, dass unsere Modelle als Finanz- oder Gesundheitsberater dienen werden», meint er.
Zur Zukunft der Mensch-Computer-Interaktion befragt, meint Goshen: «Ich erwarte, dass künftige Systeme besser erkennen, was sie nicht wissen, und nach fehlenden Informationen fragen, um hochwertige Antworten zu liefern» (NZZ-Verlagsbeilage). Anstelle der heutigen einseitigen Interaktion sieht er eine dialogische Nutzung: Zukünftige Wearables werden alles aufzeichnen können und Modelle mit relevantem Kontext versorgen (ai21.com).
Die nächste Bauwirtschaft
Energieintensive, umweltschädigende Materialien und jede Menge Abfall zeichnen heute die Bauwirtschaft aus. Wie dagegen nachhaltiges Bauen aussehen könnte, demonstriert die Thüringer Allianz für ressourcenschonendes und klimafreundliches Bauen mit ihren Forschungsprojekten. Am Beispiel eines Wohnhauses in Weimar zeigen drei Architekten, wie sie das bewältigt haben (in «Zukunftsfragen», Erfurt).
Warum haben sie das gemacht? Gemäss Statistiken des Umweltprogramms der Vereinten Nationen verursachen Zement, Beton, Stahl und Aluminium rund 37 Prozent der globalen Treibhausgase. Also bauten die drei ihr spektakuläres Wohnhaus, dessen Aussenwände aus lasttragenden Strohballen bestehen, mit Holzverkleidung nach aussen. Zur Isolation wurde Lehmputz anstelle von Folien verwendet. Grosse verglaste Fronten zur Südseite sichern passive Sonnenenergie; ein kleiner Ofen sorgt für den warmen Wohnraum (ohne weitere Heizung).
Aus Plastikmüll werden neue Kunststoffe
Mit 100 Millionen Franken über 10 Jahre (100 steht für das 100-jährige Firmenjubiläum) fördert die Werner-Siemens-Stiftung in Zug folgende Idee: Der «Jahrhundertplan» sieht vor, dass die am Projekt Forschenden das gesamte Sortiment an Plastikmüll in seine Bestandteile zerlegen. Daraus werden neue, mannigfach verwendbare Werkstoffe produziert. So werden aus dem verteufelten Plastik respektive den vermeintlich ausgedienten chemischen Syntheseprodukten aus verschiedenen Kohlenstoffketten neue Kunststoffarten hergestellt, die wiederverwendet werden können.
Bekanntlich werden heute nur etwa neun Prozent des Kunststoffabfalls weltweit rezykliert. Nun haben die Forscher mit diesem Projekt Grosses vor. Sie wollen chemische oder biologische Katalysatoren für ihr Recyclingverfahren suchen, um viele Kunststoffabfälle chemisch nach ihren Bestandteilen zu trennen. Letztere sollen wieder für die Produktion neuer und nachhaltiger Kunststoffe eingesetzt werden (Tages-Anzeiger). Damit soll das bisherige eindimensionale Recycling (z. B. Herstellung von PET-Flaschen aus gebrauchten PET-Flaschen) durch den mehrdimensionalen Kreislauf erweitert werden.
Geheimnisse des Universums
Am CERN bei Genf versuchen Spitzenforscher aus der ganzen Welt, ungelöste Geheimnisse des Universums zu ergründen. «Dabei entstand sozusagen nebenher unter anderem das Internet», weiss der SonntagsBlick zu berichten. Der britische Physiker und Computerwissenschaftler Sir Tim Berners-Lee hat es 1989 «erfunden» – damit Forscher zukünftig weltweit ihre Daten und Ergebnisse austauschen könnten.
Dabei wurden «Nebenprodukte» entwickelt, etwa für die Krebsdiagnostik und -früherkennung, für leistungsstarke Sonnenkollektoren, für die Raumfahrttechnologie, Touchscreens usw.
Interessierte können die spektakuläre Ausstellung «Science Gateway», die letztes Jahr eröffnet wurde, besuchen. Wissenschaftsworkshops für Erwachsene und Kinder sind besonders beliebt (visit.cern).
Börsenüberflieger Nvidia an der Europaallee beim Zürcher Hauptbahnhof
200 Personen arbeiten im Forschungszentrum der Firma Nvidia in Zürich, deren Hauptsitz in Santa Clara, Kalifornien, ist. Weltweit bekannt ist das Unternehmen, dessen Börsenwert per Mitte 2024 auf über 3 Billionen Dollar gestiegen ist, als führender Hersteller von Grafikprozessoren und Chipsätzen für Personal Computer. Nach Zürich kam Nvidia 2008, als es das Start-up Novodex (Physik-Engine für Computerspiele, sorgt für realitätsnahe Effekte) übernahm; 2022 kaufte der Konzern ein weiteres Spin-off der ETH, die Firma Animatico, die interaktive Avatare entwickelt. Beide Zukäufe sind aus dem renommierten ETH-Institut für Visual Computing hervorgegangen (NZZ am Sonntag).
Die Zürcher Niederlassung legt ihren Fokus jedoch auf die Weiterentwicklung des Omniverse (dreidimensionale Echtzeitgraphik-Kollaborationsplattform). Davon profitiert nicht nur Zürich, sondern natürlich auch Nvidia, die in diesem Projekt die grosse Chance sieht. Auf ihrer Homepage (beyond-universe.fancom.com) zeigt Nvidia, wie Interessierte in diese Welt eintauchen, wie sie sich zurechtfinden und wo sie persönliche Kontakte herstellen können.
Davon könnten junge Forschende in der Schweiz profitieren, vor allem solche, die wissen, dass wir nicht wissen, was wir nicht wissen respektive welche neuen Aufgaben uns in Zukunft herausfordern werden.