Dies ist die Fortsetzung der erfreulichen Story von Schweizer Jungunternehmen und Startups der letzten Zeit. Die Ideen stammen von jungen und neugierigen Menschen – gute Nachrichten zum Jahresbeginn.
Hier lesen Sie über Startups, die auf dem Boden der ETH und der Uni Zürich entwickelt wurden. Involviert sind in diesen Fällen immer auch die lehrenden Professoren. Darauf folgen Beispiele des «Design Preis Schweiz» und weitere Meldungen der letzten Monate, z. B. über die Stadt Zürich, die sich zum Klein-Silicon-Valley entwickeln soll.
Versics
Die heutige Kommunikationsinfrastruktur verbraucht zu viel Energie. Durch den Einsatz der von Versics entwickelten Glasfaser-Modulatoren reduzieren Kommunikationsanbieter den Gesamtenergieverbrauch im Vergleich zu aktuellen kommerziellen Technologien. Datenverkehr der Zukunft (versics.com).
NaturLoop
NaturLoops Vision ist es, weltführender Anbieter nachhaltiger Biokomposit-Technologie zu werden. Durch das Upcycling landwirtschaftlicher Nebenprodukte werden innovative und nachhaltige Biokomposite hergestellt. Ihr «Cocaboard» ist ein 100% biobasiertes Paneel (Täfelung) aus Kokosnussschalenfasern (naturloop-com).
Luya Foods
Luya Foods kreiert innovative pflanzliche Alternativen zu Fleisch. Dies ist ein Beitrag, unsere Ressourcen zu schützen. Die Produkte (Chunks, Nuggets, Burger) werden aus Okara (ein geschmacksneutrales Nebenprodukt, das bei der Herstellung von Sojadrink anfällt) ohne Food Waste hergestellt (luya.bio).
LifeMatrix
Dieses Hightech-Startup, aus dem Institut für regenerative Medizin Zürich hervorgegangen, entwickelt eine Bio-Engineering-Technologie. Mit ihrer Hilfe wird im Labor menschliches Ersatzgewebe gezüchtet, das als Implantat der nächsten Generation zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt werden soll (lifematrixtechnologies.com).
Groam
Groam strebt danach, in der Polymerschaumstoffindustrie nachhaltige Lösungen zu entwickeln: Die Schaumstoffe basieren auf einem «End2Life-Zyklus». Rohstoffe (Pflanzensubstrat) und Abfallströme werden mit Schäumungstechnologie kombiniert, um umweltfreundliche Schaumstoffe zu erzielen (venturekick.com/groam).
Es folgen vier Beispiele von ausgezeichneten Ideen des «Design Preis Schweiz» – Produkte, die von bekannten Firmen in Zusammenarbeit mit Designern und «Young Professionals» im Wettbewerb 2021 ausgezeichnet wurden.
On – Cyclon
«Cloudneo» ist ein neuartiger Hochleistungs-Laufschuh, entwickelt vom Schweizer Unternehmen On. Er soll dieses Jahr auf den Markt kommen. Sowohl Sohle wie Obermaterial (Strickgewebe) werden aus hochwertigem, biobasiertem Kunststoff hergestellt, der sich unbegrenzt oft recyclen lässt. Der Schuh wird nicht verkauft, sondern im Abo vermietet, um sicherzustellen, dass die Schuhe am Ende ihres Lebenszyklus zurück an den Hersteller gehen (on-running.com/cyclon).
Cima – Circular Medical Apparel
Die heute in Spitälern genutzte Berufs- und Schutzbekleidung – aus erdölbasierten Kunststoffen hergestellt – landet nach einmaligem Gebrauch auf dem Müll. Cima hat sich zum Ziel gesetzt, eine funktionale, ökologische, aus erneuerbaren Ausgangsmaterialien (Zellulosefasern) gefertigte Schutzbekleidung zu kreieren, die kompostierbar ist. Sie entspricht allen Ansprüchen der Kreislaufwirtschaft (designpreis.ch).
FluidSolis – Circular Eating
Einwegartikel aus Plastik – z. B. Trinkhalme, Besteck, Einkaufssäcke – haben angesichts der dramatischen Vermüllung der Weltmeere ein schlechtes Image und sind bereits in vielen Ländern (ohne die Schweiz) verboten. FluidSolis, bekannt für aus pflanzlichen Restabfällen hergestellte Bio-Kunststoffe, hat das ökologisch und zugleich funktionale Einwegbesteck «Wellcompost» entwickelt, das die Kriterien der Kreislaufwirtschaft erfüllt und aus heimischem Kompost hergestellt wird (fluidsolids.com).
BENU SEA Collection
Diese hochwertige Kollektion von Vorhangstoffen aus dem Hause Fischbacher, St. Gallen, wird zum Grossteil aus «Upcycled Marine Plastic» – aufbereiteten Plastikabfällen aus dem Meer – sowie recycelten PET-Flaschen gewonnen (designpreis.ch).
Auch letztes Jahr standen neun Jungunternehmen mit vielversprechenden Geschäftsmodellen im Finale des Swiss Economic Award 2021 (Swiss Economic Forum). Hier eine kleine Auswahl aus der «NZZ-Verlagsbeilage»:
Yokoy Group AG
Das 2019 gegründete Zürcher Fintech-Unternehmen Yokoy hat mit seinem innovativen – bereits von über 200 Firmenkunden aus 48 Ländern eingeführten – Kostenmanagement-System den Nerv der Zeit getroffen. Das automatisierte Ausgabenmanagement für mittlere und grosse Firmen auf Basis künstlicher Intelligenz (hochfunktionale Software) macht die Verwaltung von Spesen, Kreditkarten und Geschäftsausgaben überflüssig (yokoy.ai).
Exeon Analytics AG
Cyberangriffe sind schon heute ein grosses Problem und werden uns künftig noch viel mehr beschäftigen. «Exeon Trace» ist eine Software, die Unregelmässigkeiten im Netzwerk innert Stunden identifiziert. Dabei werden mithilfe von künstlicher Intelligenz Datenströme analysiert, die das Netzwerk produziert. Der mehrfach ausgezeichnete Algorithmus des ETH-Spin-off ist schon bei vielen Kunden im Einsatz.
T3 Pharmaceuticals AG
Das Leben krebskranker Menschen zu verbessern ist die Vision von T3 Pharmaceuticals. Das Biotech-Unternehmen setzt dabei auf lebende Bakterien und das Typ3-Sekretionssystem, ein natürlicher Mechanismus, der Proteine direkt in Zielzellen freisetzt. Das Spin-off der Uni Basel hat ihn in eine eigene Technologie umfunktioniert, die mithilfe von Bakterien eine effiziente Abgabe von bioaktiven Proteinen mit therapeutischer Aktivität in entsprechende Zellen ermöglicht. Der «Science Startup of the Year 2018» konnte sich bereits Investitionen von 40 Millionen Schweizerfranken sichern (t3pharma.com).
Carify AG
Das Spin-off der Uni St. Gallen hat die grösste Technologieplattform für flexible und nachhaltige Mobilitätslösungen der Schweiz entwickelt: das Abo-Modell für Autos. Seinen Kunden bietet Carify die Möglichkeit, ein Auto zu mieten, zu tauschen und zurückzugeben. Auch Testen und Kennenlernen eines Autos ist möglich. Der Kunde muss sich dabei um nichts kümmern.
Jetzt noch in Kurzform weitere «Erfindungen»:
- Studenten erfinden einen smarten Blindenstock mit eingebauter Kamera und künstlicher Intelligenz. Blinde Menschen werden über Vibrationen oder durch sprachliche Hinweise über Hindernisse informiert.
- Eine Gruppe von Baristas produziert einen Haferdrink namens Gutsch, hergestellt aus Bio-Hafer aus dem Emmental («Tages-Anzeiger»).
- Das Startup Onward ex ETH Lausanne basiert auf einer nicht invasiven Therapie sowie einer Implantatslösung und ermöglicht Menschen mit Rückenmarkverletzungen, ihre Beine wieder zu bewegen. Die US-Arzneimittelbehörde bezeichnet dies als «bahnbrechend» («Tages-Anzeiger»).
Zürich entwickelt sich zur Digital-Metropole
Google, Facebook, Amazon, Zalando bauen den Wirtschaftsstandort Zürich nach den Regeln des Silicon Valley um. Ein Beispiel:
Das ETH-Spin-off «Fision» entwickelte eine 3-D-Software, sozusagen eine virtuelle Umkleidekabine. Zalando übernahm 2020 die junge Firma («Tages-Anzeiger»).
Als Traum jedes Tüftlers und Erfinders bezeichnet die «NZZ» die Eröffnung einer riesigen Werkstatt für Studenten («Student Project House») im Zürcher Hochschulquartier. Hier sollen Studentinnen und Studenten künftig Ideen ausbrüten. Zudem könne das Angebot für Coachings und Workshops benutzt werden. Hilfreich sind auch die zur Verfügung gestellten 3-D-Drucker. «Die hätten wir uns selber niemals leisten können», meint ein Student.
Diese kleine, subjektive Auswahl aus der Fülle neuer Ideen, Produkte und Dienstleistungen soll einen Eindruck geben, was auf uns in nächster Zeit zukommen wird und wie wir optimistisch in die Zukunft blicken können. Die Umwandlung wissenschaftlicher Innovation in kommerzielle Aktivitäten und Arbeitsplätze ist die Grundlage für sozialen und wirtschaftlichen Wohlstand.