Vor allem die Absage von Donald Trump ist bitter für Klaus Schwab, den Gründer des WEF. Er, der sich als Weltenretter sieht, sonnt sich seit Jahren gern im Glanz der ganz Grossen. Sein eitles, arrogantes Verhalten gefällt nicht allen. Überschätzt er das WEF nicht? Auch dem elitären, dünkelhaften Hofstaat, den Kaiser Klaus I. um sich schart, stünde etwas mehr Demut gut an. Sicher hat das WEF einiges zustande gebracht; es ist besser, man redet miteinander, als dass man sich bekriegt – auch wenn das Reden nichts nützt, so schadet es wenigstens nicht. Doch was hat das WEF in den vielen Jahren konkret für den Frieden zustande gebracht? Vielleicht ein wenig da und dort, doch sicher nicht in dem Ausmass, wie es Klaus Schwab in die Welt hinausposaunt.
Und die Wirtschaft? Auch da mögen einige wertvolle Kontakte geknüpft werden, doch die wichtigen Wirtschaftsbeziehungen entstehen heute anderswo und anderswie. Hier wird viel aufgeplustert. Fragt man die Schwab-Entourage, welche konkreten Erfolge das WEF vorweisen könne, heisst es, die Welt verbessern („committed to improving the state of the World“) sei eben ein langfristiger Prozess. Mit diesem Argument kann man alles rechtfertigen.
Für viele Teilnehmer ist das WEF ein Tanz auf dem Roten Teppich. Die Teilnehmer dürfen sich als Elite dieser Welt fühlen. Und die Politiker, von Dutzenden Kameras gefilmt und von Journalisten gehätschelt, können ihrem Volk demonstrieren: Seht, ich gehöre zu den Wichtigsten dieser Welt. Das WEF ist ein Einweg-Meeting. Die Teilnehmer halten Monologe; sie senden grosse Worte in die Welt hinaus. Dialoge sind nur vorgetäuscht. Weltpolitik wird in Davos keine gemacht.
Die Absagen von Trump etc. seien „schlecht fürs Image“, schreibt die Süddeutsche Zeitung am Samstag. Doch vielleicht bewirken sie etwas Gutes: Vielleicht beginnen die WEF-Leute an ihrer Selbstherrlichkeit zu kratzen und werden etwas bescheidener.
Zudem hat die Absage Trumps einen anderen grossen Vorteil: Schweizer Top-Wirtschaftsvertreter müssen nicht mehr der Versuchung stattgeben, dem amerikanischen Präsidenten die Stiefel zu lecken – so, wie sie es letztes Jahr auf peinlichste Art getan haben. Natürlich stehen auch in diesem Jahr Fettnäpfe bereit. Bundespräsident Maurer wird den rechtsextremen, unappetitlichen brasilianischen Präsidenten Bolsonaro empfangen müssen. Doch der coole Ueli wird das cool hinkriegen – anders wahrscheinlich als manche Vertreter der Wirtschaftselite.