Warum ist diese Wohnung bloss so gross? Kein Mensch da. Wozu die ganzen Zimmer? Das Wohnzimmer zum Fernsehen, das Schlafzimmer für mich, das andere für Maman – was brauchen wir mehr? Das Esszimmer natürlich. Aber dort setzt man mir ja eh nichts mehr vor, was mir schmeckt – die deftigen Fleischspeisen, Kalbshaxen, die Pasteten und Würste, die Berge von Käse aus dem Zentralmassiv. Dinge, mit denen sie mich in meinem Wahlkreis in der Corrèze damals immer überhäuft haben – alles gestrichen. Bernadette passt auf. Ist streng mit mir.
Wo sie wohl wieder ist? Aufsichtsratsitzung bei LVMH, hat sie gesagt, wenn ich mich recht erinnere. Was macht sie dort eigentlich? Richtig, die haben sie dazugeholt, wohl wegen dem Namen, das macht sich gut. Mein Name! Chirac! Ihr Mädchennamen, Chodron de Courcel, passt eigentlich auch gut zum Luxus, ist schliesslich nobel. Vielleicht fallen ja auch ein paar Klamotten für sie ab.
Chodron de Courcel – diese Familie wollte mich damals nicht haben. Ich war denen nicht gut genug. Auf der Elitehochschule ENA zu sein, hat denen nicht gereicht. Für die war ich nur ein einfacher Bürgersohn. Vielleicht hatten sie ja auch rausbekommen, dass ich mit den Kommunisten den – wie hiess das noch ? …. ja, den «Appell von Stockholm» gegen Atomwaffen verteilt hatte. Egal, ich hab’ mich durchgesetzt und hab's ihnen gezeigt, den Chodron de Courcel.
Später haben sie mir dann zu verstehen gegeben, dass sie schockiert seien. Irgendwie muss ihnen zu Ohren gekommen sein, dass ich ihrer Tochter nicht immer ganz treu war. Haha – fast rot geworden sind sie dabei, die Chodron de Courcel, diese falschen Adligen.
Aber warum hat sich Maman jetzt bei Bernard Arnault anheuern lassen? Wir sind doch eigentlich mit den Pinaults befreundet, denen von Printemps & Redoute. Und Pinault, der hasst doch den Arnault. Die beiden sind sich doch spinnefeind. Um so einen Luxusitaliener haben sie sich gerissen vor Jahren, bis aufs Blut bekämpft. Muss Bernadette mal fragen, wie das zusammenpasst.
Ja, die Pinaults, liebe Leute. Alle Ferien dürfen wir bei ihnen verbringen – Villa in Saint Tropez, Villa in der Bretagne, grossartig. Was für ein Auflauf, wenn ich in Saint Tropez mal einen Schluck trinken gehe – und Bernadette immer dabei, mit ihrer verbiesterten Miene und ihren Adleraugen, damit ich nur nichts falsch mache und keinen Alkohol bestelle.
A propos Alkohol. Irgendwo müssen doch noch ein paar Flaschen Corona sein. Wenn ich nur wüsste, wo ich sie versteckt habe.
Wie gesagt, die Wohnung ist einfach zu gross. Was hab ich da letzthin gelesen – 500 Quadratmeter soll sie haben? Kein Wunder, dass ich nicht weiss, wie die Zimmer da ganz hinten aussehen und wozu sie eigentlich da sind. Mir reicht doch der Blick hier aus dem Wohnzimmer, unten die Seine, drüben der Louvre – eigentlich nicht schlecht. Es scheint, sie haben dort jetzt eine Abteilung für islamische Kunst eröffnet. War ich nicht dort, kurz vor der Eröffnung, vor ein paar Monaten? Richtig, ich hatte mich ja darum gekümmert, dass daraus was wird, aus dieser islamischen Abteilung. Der Louvre, das Museum der Welt, ohne die Kunst des Islam, das konnte ja nicht so bleiben. Irgendwann, 2002 oder 2003, haben wir das dann auf den Weg gebracht.
Wie sind wir eigentlich in diese Wohnung gekommen? Haben wir damals nicht gesagt, nachdem der Kleine mit seiner Hollywoodfamilie in den Elysee eingezogen ist, haben wir da nicht allen erzählt, dass wir nur provisorisch hier einziehen, weil wir zu beschäftigt waren, ein neues Zuhause zu finden?
Ob uns das damals jemand geglaubt hat? Fünf Jahre später sind wir jetzt immer noch hier. Muss schon sagen, die Franzosen sind ziemlich nett zu mir. Niemand scheint sich daran zu stören, dass ich als ehemaliger französischer Präsident kostenlos in der Wohnung einer libanesischen Milliardärsfamilie lebe. Die Harriris! Wann noch mal haben sie den Vater, meinen Freund, in die Luft gesprengt? Komm’ nicht mehr auf das Jahr. Den alten Assad hätte ich damals eigenhändig dafür erwürgen mögen. Die Harriris wissen eben noch, was echte Freundschaft ist. Irgendwas muss ich für die ja mal getan haben, damit sie so gut zu mir sind. Jedenfalls hat uns der Sohn sofort diese Wohnung angeboten, weil Bernadette unbedingt etwas Grosses haben wollte.
Nichts kann ihr gross genug sein. Als wir damals, 95, in den Elysee einziehen mussten, hat sie sich fast ein Jahr lang geziert, weil es ihr dort zu klein war. Klar, die Privatwohnung im Pariser Rathaus, das war schon was anderes – über tausend Quadratmeter. Fast ein Jahr hat sie sich geweigert, dort auszuziehen. Der neue Bürgermeister, mein Nachfolger, war stinksauer, weil er nicht einziehen konnte, aber Bernadette wollte einfach nicht gehen. Der alte Tiberi … hat der nicht gerade auch einen Prozess am Hals zusammen mit seiner Alten, dieser Dreckschleuder? Fürchterliches Mundwerk. Echte Korsin, manchmal konnt's einem richtig Angst werden. Und ungehobelt war die. Schon lange nix mehr gehört von ihnen.
Bei der Bürgermeisterwahl damals, irgendwann in den 80-ern, haben sie, glaub ich, für mich Wahllisten gefälscht. Haben Wähler und Adressen erfunden, die es gar nicht gab. Eigentlich Peanuts. Paar Jahre später ist man ihnen draufgekommen. War ärgerlich. Doch sie haben den Mund gehalten, die Tiberis, muss man ihnen lassen. Richtige Korsen eben. Verstehen noch was von Ehre.
Gut, dass ich dann schon im Elysee war. Da gab es immer zwei oder drei Berater, die sich nur darum kümmern konnten, die Verfahren zu verschleppen, als es dann losging und man auch mir ans Zeug wollte. Besonders de Villepin, als er Generalsekretär im Elysee war. Der hatte immer ein Auge auf die Affären. Schien ihm sogar richtig Spass zu machen. Winkelzüge, Verschwörungen, Geheimdienste – war seine Sache. Kam er sich wohl vor wie eine Romanfigur, der Herr Poet. Bernadette mochte ihn überhaupt nicht. Nero hat sie ihn genannt. Von Politik verstand er wirklich nicht viel. Hat mir irgendwann, Ende der 90-er geraten, das Parlament aufzulösen, und ich Trottel hab’ auf ihn gehört. Prompt waren die Sozialisten an der Regierung, und ich musste es mit diesem Jospin aushalten. Ein steifer Protestant, mit dem man nicht mal einen trinken konnte. Moralprediger.
Irgendwann in dieser Zeit ist es rausgekommen. Ich soll Posten in unserer Partei, in der RPR, aus der Pariser Stadtkasse bezahlt haben, als ich dort Bürgermeister war. Ja, wie hätten wir die denn sonst finanzieren sollen? Oh diese obergscheiten Moralapostel ! Irgendwo musste der Reibach schliesslich herkommen. Und gereicht hat das ja lange noch nicht. Kostet ja was, so eine Partei, dieser Präsidentenwahlverein. Wie lange? 15, 18 Jahre musste man sie am Leben erhalten, bis ich endlich Präsident war. Nichts wäre gelaufen, wenn wir im Pariser Rathaus nicht auch die Bauunternehmer noch zur Kasse gebeten hätten – keine Kohle, kein Auftrag von der Stadt. Haben die ziemlich schnell verstanden und locker gezahlt. Nach und nach ist das aber rausgekommen.
Mehr als zehn Jahre lang haben wir dann alle möglichen Prozesse verschleppt, hatten ja auch gute Anwälte. Der Sohn von Simone, Jean Veil, war der beste. Wer wohl die Anwaltskosten bezahlt hat? Keine Ahnung. Am Ende hat es uns trotzdem noch erwischt. Selbst mich. Mist. Auf Bewährung verurteilt. Gott sei Dank war ich angeblich krank genug, um nicht vor Gericht erscheinen zu müssen. Simones Sohn hat das arrangiert. Aber über drei Millionen Euro Gehälter zurückzahlen! Gott sei Dank hat Bernadette den hampelnden Kleinen dazu gebracht, dass die Parteikasse der UMP die Hälfte davon übernimmt.
Öffentlich essen gehen mussten wir mit diesem Verräter und uns photographieren lassen, sozusagen als Gegenleistung. Damit es so aussah, als würde ich ihm meinen Segen geben für seine skrupellose Politik. Für die andere Hälfte ist doch tatsächlich das ganze Geld drauf gegangen, das ich für meine Memoiren bekommen habe, die mir irgendeiner geschrieben hat. Langwierige Geschichte. Lesen tut sie angeblich auch kaum jemand.
Wo sind nur, verdammt noch mal, die paar Flaschen Corona? Hinter der Badewanne vielleicht. Nein, kann nicht sein. Dahin kann ich mich doch gar nicht mehr bücken. Hmh?
Was sie mir wohl zum 80. Geburtstag schenken werden? Hoffentlich nicht wieder so eine alte, afrikanische Statue, die ich dann wieder zurückgeben muss. Hatte da eine bekommen, die aus dem geplünderten Kulturgut des Niger stammte. Irgendeiner hat sie illegal aus dem Land gebracht und hier verscherbelt. Und einer meiner Berater war dumm genug, sie zu kaufen.
Einen Hund werden sie mir auch nicht mehr schenken. Der letzte hat mich dreimal gebissen, dann hat man ihn einschläfern lassen. War vielleicht auch eine Gemeinheit von Bernadette, dieser Hund. Sie hat er nie gebissen. Sieht immer öfters so aus, als wollte sie sich rächen, jetzt, da ich mich nicht mehr wehren kann. Was hat sie da letzthin einer Zeitung gesagt. «Es war nicht immer ganz leicht mit Chirac.»
Mag ja recht haben. Die Frauen sind einfach auf mich geflogen. Le Grand Jacques! Ah – die schönsten Beine der RPR, hab' ich die eine von ihnen genannt. Wie heisst sie noch mal? Ein Doppelname. Hat es als Ministerin sogar unter dem Kleinen dann ziemlich lange ausgehalten. Fällt mir nicht ein. Am Parteisitz haben sie damals jedenfalls immer hinter meinem Rücken getuschelt: «Chirac? Fünf Minuten, duschen inbegriffen.» Wohl leicht übertrieben.
Einmal war's schon ziemlich peinlich. Später dann. Wir wohnten schon im Elysee. In dieser verfluchten Nacht, als diese englische Prinzessin da mit ihrem Dodi gegen den Betonpfosten gekracht war, in der Unterführung bei Alma, und es nicht überlebt hat. Die ganze Nacht haben sie mich nicht gefunden. Haha – immerhin war ich da ja schon Präsident. Maman ist tapfer an meiner Stelle ins Krankenhaus gegangen mitten in der Nacht. Irgendwann haben dann ein paar Schreiberlinge darauf hingewiesen, dass man in dieser Nacht ja möglicherweise auch hätte auf den roten Knopf drücken müssen für die Atombombe und gefragt, was dann wohl gewesen wäre. Tja – diese Frau hab' ich auch schon lange nicht mehr gesehen.
A propos Sehen. Wo ist die Fernbedienung ? Wenn ich schon kein Corona finde.
Ah! UMP – Live. Seit fast zwei Wochen geht das jetzt schon so. Schöner Verein. Die Nachfolgepartei meiner RPR! Jetzt läuft der eine rum, Copé heisst er, und spielt Präsident, weil er mit ein paar hundert Stimmen Vorsprung gewonnen hat, irgendwann hat's auch mal geheissen, 98 oder 89, man kennt sich nicht mehr aus. Hat gesagt, er hört auf zu spielen und tut jetzt so, als gehe er zur Tagesordnung über. Dummes Spiel. Kindergarten. Und der andere, Fillon, geht her und ruft eine eigene Fraktion ins Leben. Hat er nicht gar gedroht, vor Gericht zu gehen?
Was haben die sich auch dabei gedacht? In diesem bonapartistischen Haufen eine Urwahl zu veranstalten, um einen neuen Parteivorsitzenden zu finden. Dieser Laden braucht einen Chef, und der wird bestimmt und damit basta. So war das immer. Intern wählen, so was können wir doch gar nicht in unserer «politischen Familie», wie es so verlogen heisst. Hätt' ich denen gleich sagen können. Nun ha’m sie den Salat.
Den Fillon kenn ich, war ja mal Minister unter mir. Ein Verrückter, der als Hobby Autorennen fährt. Kommt da irgendwo aus der Sarthe, nicht weit von Le Mans. 24 Stunden. Vielleicht liegt's da dran. Irgendwann haben sie ihn bei Peugeot dort mal ans Steuer gelassen, in einem richtigen Rennwagen – hinterher konnten sie das Getriebe wegschmeissen. War richtig teuer, aber niemand hat was zu sagen gewagt. Der Herr Premierminister. Wie der das nur fünf Jahre lang mit dem wütenden Zwerg ausgehalten hat? Keine cojones. Ich hab’ damals bei Giscard hingeschmissen. Kein Wunder, dass dieser Fillon ständig Gesundheitsprobleme hatte. Monate lang ein blockierter Rücken und was weiss ich noch alles. Psychosomatisch nennt man das. Oder?
Aber dieser Copé. Wer ist das überhaupt ? Hat verdammt lange Zähne. Und sieht aus, als hätte er es sehr eilig. Dreimal hat er nach der Wahl eine Siegesrede gehalten. Am Abend der Wahl, als die Stimmen noch gar nicht ausgezählt waren. Am nächsten Tag, glaub’ ich, und eine Woche später noch mal. Lächerlich. Und jedes Mal waren die Ergebnisse anders.
Bei den Kommunalwahlen in Paris früher, da haben wir das ganz anders gemacht. Haben uns vorher drum gekümmert, dass richtig gewählt wird, und hinterher war alles in Ordnung.
Unmöglich dieser Copé. Schlimmer als der Kleine, wenn er den Mund aufmacht. Ein Heuchler. Und was er da für Leute um sich rum hat. Lauter Lemuren. Und die Wasserstoffsuperoxyblonden in seiner Umgebung, diese Marona, Morona, Morano oder wie sie heisst und die andere, die kein Mensch kennt, von der Côte d'Azur. Eine vulgärer als die andere.
Und natürlich darf die Dati nicht fehlen, diese Diorpuppe, die lächelt wie eine Maske. Da läuft's einem kalt den Rücken runter. Nicht zu glauben, dass sowas mal Justizministerin war. Aber unter dem Kleinen war eben alles möglich. Die hat doch eigentlich genug zu tun mit der Suche nach dem Vater ihrer Tochter. Jetzt, nach vier Jahren, ist ihr plötzlich eingefallen, eine Vaterschaftsklage einzureichen. Diesen Hotel- und Casinobesitzer hat sie sich ausgesucht. Dem gehört auch der Schuppen, wo der Kleine damals seinen Wahlsieg gefeiert hat.
Dati hat doch glatt gedacht, der Dessaigne oder so ähnlich würde das einfach so über sich ergehen lassen. Dicke Alimente zahlen, ohne Muh zu sagen. Tatata. Sieben andere, scheint es, könnten ebenso als Vater der Kleinen in Frage kommen. Sogar einer der beiden Brüder vom Kleinen oder dieser spanische Ministerpräsident mit Schnauzbart. Die Tochter der Dati wird eine Freude haben, wenn sie das später mal alles nachlesen kann.
Zu meiner Zeit hätte das jedenfalls keine Frau gewagt, was sie da aufführt. Hab ich Glück gehabt.
Und dieser Copé – er lügt auch wie gedruckt. Mindestens so schlimm wie ich zu meiner besten Zeit. Nur dass man es bei ihm deutlicher sieht. Aber vielleicht lernt er es ja noch. Wenn er dazu überhaupt noch mal Gelegenheit hat. So, wie er sich in diesen Tagen aufführt, müsste er eigentlich für immer verbrannt sein fürs politische Geschäft. Wenn, dann hätte er den Fillon halt lautlos und klipp und klar killen müssen. Mafia hat der Fillon sogar gesagt. Eine Partei könne doch nicht funktionieren, wie die Mafia und hat damit seine eigene gemeint. Ziemlich gut scheint er sich in dieser Partei nicht auszukennen, wenn er das erst jetzt merkt.
Lauter Stümper. Gestern hat doch tatsächlich einer angerufen, um ausrichten zu lassen, dass die UMP wegen … wie noch mal … der «internen Krise» die kleine Geburtstagsfeier für mich um eine Woche verschieben müsste. Die engsten Freunde sollten kommen, wie es hiess. Wer die wohl sind? Schöne Freunde. Mir fällt nur Jean-Louis ein. Mit keinem kann ich so prächtig über den Kleinen herziehen, wie mit dem Debré. Den hab’ ich die letzten Tage im Elysee noch schnell zum Präsidenten des Verfassungsgerichts ernannt, um den Kleinen zu ärgern. Damit in den fünf Jahren, in denen der dann Präsident war, wenigstens dort einer sitzt, der nicht einfach nur zustimmt.
Gute Arbeit. Dabei ist Jean-Louis auch so ein Fall. Ist eigentlich nicht in der Lage, drei zusammenhängende Sätze zu sprechen. Furchtbar, damals, gleich zu Anfang, als ich das erste Mal Präsident war. Als die Islamisten die Bombe in die Metro gelegt hatten. Da war dieser Debré Innenminister. Drei oder vier Mal hat er neu anfangen müssen, bis seine Erklärung vor den Kameras sendbar war. Aber er ist eben ein Debré, Sohn von Michel. Der hatte immerhin die Verfassung der 5. Republik gezimmert. Jean Louis schreibt jetzt, wenn ihm langweilig ist beim Verfassungsgericht, Kriminalromane. Na ja, ist mir eigentlich ziemlich wurscht, ob sie noch eine kleine Feier für mich zustandebringen und wer da kommt. Nur der Kleine soll zu Hause bleiben.
Göttlich, dass sich sogar der jetzt wieder abstrampeln muss. Nix von wegen in Ruhe mit Carlita und der kleinen Giulia. Ist vielleicht auch besser so, mit Kindern kann der ohnehin nicht umgehen.
Hat gedacht, wenn er, der Herr Ex-Präsident, den Copé und den Fillon zur Ordnung pfeift, würden die beiden endlich vernünftig werden. Nix da. Der junge Copé hat ihm einfach den Stinkefinger gezeigt. Ist am nächsten Morgen ins Radio gegangen und hat gesagt, der Vorschlag zur Güte von Sarkozy sei für ihn nicht mehr akzeptabel. Am Abend davor hatte er noch zugestimmt. Der Kleine soll vor Wut die Vorhänge hochgeklettert sein, hat man mir erzählt. Alle hatten gesagt, nur er habe noch die Autorität, die Burschen zur Vernunft zu bringen. Von wegen. Nix mehr Präsident, nix mehr Autorität. Dürfte ihm ein ordentlicher Zacken aus der Krone gebrochen sein, dem Kleinen.
Jetzt hat er durch seine Sprachrohre noch einmal tönen lassen. Den beiden Kampfhähnen gedroht. Ihnen ein Ultimatum gestellt. Schöner Kindergarten. Der Kleine als Zuchtmeister mit der Peitsche, während der eine trotzig und starrköpfig dabei bleibt, dass er seine eigene Fraktion im Parlament aufrechterhält und der andere zornig stampft und schreit: Ich bin der König und bleibe es. Wenn sie sich bis Dienstag nicht einigen, hat der Kleine ausrichten lassen, werde er öffentlich sagen, dass sie disqualifiziert seien, eine grosse Partei zu führen. Als ob das der Kleine erst sagen müsste und man das nicht seit zwei Wochen jetzt selbst gemerkt hätte. Ein Wichtigtuer. Glaubt wirklich, dass die sich noch vor ihm fürchten.
Was mich aber wirklich beunruhigt: Irgend jemand hat mir erzählt, dass der Kleine jetzt überall auf der Welt Konferenzen gibt und dafür einen Haufen Kohle kassiert. Irgendwie muss sich die Welt geändert haben. Kann doch nicht sein, dass es, was weiss ich wo, Leute gibt, die auch noch dafür bezahlen, dass der Kleine ihnen was erzählt. Kann ja nicht mal drei Worte Englisch, und überhaupt: Was um alles in der Welt soll der denn Interessantes zu sagen haben? Wenn das aber stimmt, dann heisst das ja, es gibt auf dieser Welt tatsächlich Hohlköpfe, die bereit sind, 50’000 oder 100’000 Euro hinzulegen für einen, der nicht mal einen einzigen eigenen Gedanken von sich geben kann.
Wie hat er das noch mal gesagt, der Kleine, als die Franzosen ihn doch tatsächlich gewählt hatten? – Jetzt mache ich mal fünf Jahre Präsident, danach mache ich das grosse Geld, oder so ähnlich, hat er das gesagt.
Geschieht ihm Recht, dass er sich jetzt um den Saustall bei der UMP kümmern muss. Dafür bezahlt ihn hoffentlich niemand.
Wo bleibt überhaupt Maman? Ist die vielleicht zu den Pinaults zum Essen gegangen, ohne mich mitzunehmen? Und die Flaschen Corona? Einfach keine Ahnung. Auch schon egal.