Wir sind Augenzeugen des Aufstandes der Reichen gegen die Armen (Max Frisch). Anlass: die Abstimmung über die 13. AHV Rente. Die Armen könnten die Abstimmung gewinnen und im Schnitt 1800 Franken mehr Rente pro Jahr gewinnen. Das löst Panik aus bei den Reichen.
Sie schiessen aus allen Rohren und werfen nonstopp Nebelgranaten. Plötzlich leben wir nicht im reichsten Land der Welt, sondern in Obervolta oder in einem massiv überschuldeten Entwicklungsland.
Vernebelt wird, dass, wenn es den Banken schlecht geht, rasch 70 oder mehr Milliarden hervorgezaubert werden (zum Glück dann doch nicht gebraucht). Oder dass die Schweiz Milliarden mobilisieren konnte, um eine Wirtschaftskrise während der Corona-Epidemie zu verhindern.
Das Argument Giesskanne
Giesskanne, Giesskanne, rufen die 13. AHV-Rente-Verweigerer. Das ist eine Schwachstelle der Vorlage. Aber die Reichen haben zu lange nichts getan und erst jetzt gemerkt, dass Hunderttausende in der Schweiz am oder unter dem Existenzminimum leben.
Fünf Bundesräte – Adolf Ogi, Doris Leuthard und Co. – treten ohne Empathie als Landsturm gegen die jüngste AHV-Revision an. Alle fünf Alt-Bundesräte waren lange genug im Amt. Sie hätten mehr für Benachteiligte tun können. Jetzt verspricht man den Rentnern und Rentnerinnern das Blaue vom Himmel.
Für den Spatz in der Hand?
Das Abstimmungsresultat wird zeigen: Setzen die Leute auf die Taube auf dem Dach? Oder stimmen sie für den Spatz in der Hand, die 13. Rente? Das wäre dann ein demokratischer Aufstand der Armen gegen die Reichen.
Das kann mehr auslösen als eine höhere Rente. Bürgerliche Politiker und Politikerinnen wären gezwungen zu lernen: Die reiche Schweiz muss sozialer werden.