Neben diversen Start-ups wird in diesem Beitrag zu Beginn ausführlich der Spin-off GESDA (Geneva Science and Diplomacy Anticipator) in Genf genannt, wo versucht wird, technologische Entwicklungen zu antizipieren. Dies soll unterstreichen, wie gewinnbringend es ist, wenn wir uns auf die Zukunft fokussieren, statt vergangenen Zeiten nachzutrauern.
«Es gibt Megatrends, die muss man heute den Entscheidungsträgern vermitteln, zum Beispiel jenen in Politik und Wirtschaft, sie alle müssten die Themen unseres Zukunftsradars selber auf dem Radar haben.» So erklärt Michael Hengartner, Präsident des ETH-Rats und Vorsitzender des akademischen GESDA-Ausschusses, in der NZZ die Tätigkeit jener 2100 Wissenschaftler aus 87 Ländern, die in verschiedenen Projektgruppen ehrenamtlich auf ihren Fachgebieten für die GESDA arbeiten. Die GESDA wird vom Bund und der Stadt Genf unterstützt.
Wenn dieser Satz nur von allen Politikerinnen und Politikern, vor allem jenen im Bundeshaus zu Bern, gelesen würde!
Gedanken in Echtzeit lesen – und reagieren?
Als Beispiel nennt Hengartner eines der Resultate des diesjährigen «Breakthrough Radars»: Im Feld der Neurowissenschaften zeichnet sich die zukünftige Möglichkeit ab, Elektroden ins Hirn zu führen und so Informationen herrauszulesen, diese zu interpretieren und daraus eine Reaktion abzuleiten. «Paraplegiker können so ihre Beine wieder bewegen, einzig mit ihrem Willen.» Auch Sprechen ist nur eine Abfolge von Muskelbewegungen, wie er weiter erklärt, deshalb können wir mit Brain-Computer-Interfaces künftig Gedanken lesen.
Uns interessiert natürlich, wie dies bewirken soll, Diplomatie und Politik zu beeinflussen. Die Methode beruht – so Hengartner – auf drei simplen Fragen: Was könnte passieren? Was würde das bedeuten? Was können wir heute schon tun? Darauf gibt der «Breakthrough Radar» Antworten.
Doch die dritte Frage müssen Politik und Gesellschaft beantworten respektive entscheiden. Jetzt wären zum Beispiel Mitglieder des National-, Stände- und Bundesrates herausgefordert: Neu Denken heisst dies im Klartext, das Gegenteil davon nennt sich alt Denken, Lösungen in der Vergangenheit suchen, weil sie damals funktionierten. Gesucht sind praktikable Zukunftslösungen. Gemeinsame Kompromissbereitschaft ist dabei Voraussetzung zum Erfolg.
Top 100 – die besten Swiss-Start-ups
Aus dem Magazin Startup entnehmen wir die 100 besten Schweizer Start-ups 2024. Hier folgt eine stark verkürzte Übersicht der Gewinner, die einen Eindruck vermittelt, welche bemerkenswerten Innovationen in dieser Zukunftsrevue präsentiert werden (für mehr Infos: startup.ch).
DePoly, Monthey (Wallis): Spektakuläre Idee für Plastik-Recycling. Anfang 2025 ist der operative Start geplant, 500 Tonnen gemischter Plastikabfall sollen jährlich verarbeitet werden. Längerfristig (in fünf Jahren) ist vorgesehen, dass in zwei Fabrikanlagen 100’000 Tonnen recycelt werden können. DePoly, ein EPFL-Spin-off, hat sich zum Ziel gesetzt, die traditionelle Recyclinglogik auf den Kopf zu stellen: Rohstoffe werden nicht mehr vor der Wiederaufbereitung getrennt, sondern danach. Das international patentierte Verfahren zerlegt Kunststoffpolymere in Monomere wie zum Beispiel PET in Terephthalsäure oder Monoethylenglykol.
Das ist noch nicht alles: Dank einer speziellen Mischung aus Katalysatoren und Basen können die Polymere auch bei Raumtemperatur in Monomere zerlegt werden. Dies ist ein grosser Fortschritt gegenüber den energieintensiven Schmelzverfahren, die im traditionellen Kunststoffrecycling zum Einsatz kommen.
Corintis, ein EPFL-Spin-off: Das Computing von morgen dank In-Chip-Kühlung. Diese Lösung ist bis zu 50-mal energieeffizienter als die Kühlung eines ganzen Rechenzentrums.
Yokoy Group SA offeriert ein umfassendes Ausgaben-Management für mittlere und grosse Firmen, alles automatisch in Echtzeit auf einen Blick, mit KI-Support.
Der Start-up Transmutex, Genf (38 Mitarbeiter aus 16 Nationen), setzt auf Recycling. Seine Mission ist es, CO2-freie Energie durch Verwendung und Rezyklieren existierender nuklearer Abfälle als Brennstoff zu erzeugen (Entsorgung von hochradioaktivem Müll und die daraus resultierende Entsorgungsproblematik).
Nostic Solutions AG verbessert durch Künstliche Intelligenz (KI) die Patientenkommunikation, indem sie ermöglicht, auf Röntgenbildern Strukturen und Anomalien automatisch zu erkennen. Am Beispiel gesunder Zähne wird klar, dass die richtige Bewertung der Ist-Situation ermöglicht, den Fokus zielgerichteter auf die Prophylaxe zu legen.
Swiss Tallow und Biobauer Simon Stocker spannen zusammen. Auf diese Weise kann Rindertalg von Bio-Rindern wiederverwertet statt weggeworfen werden: Es entstehen Beauty-Produkte (Hautpflege). Ein veritabler neuer Hype, denn Rindertalg eignet sich u. a. vorzüglich zur Herstellung von Seifen und Salben. Ein geschätzter Nebeneffekt: Diese Produkte können Ekzeme auf der Haut bekämpfen.
Der Start-up Unbound Potential entwickelt mit seinem Team von 20 Personen eine einzigartige, riesige Flüssig-Batterie, die es der Energiebranche ermöglichen soll, Ökostrom günstig speichern zu können. Diese Redox-Flow-Batterie enthält zwei Flüssigkeiten, je positiv und negativ geladen – an kleinen Testbatteriezellen wird daran geforscht. Wenn das Vorhaben gelingt, könnte es die Energiewende massgeblich beeinflussen.
Der ETH-Spin-off Swiss-Mile zählt bei der Entwicklung von autonomen Robotern mit Armen und Rädern zur Weltspitze. Diese können zum Beispiel bei der Lieferung von Gütern zur Anwendung kommen (Tages-Anzeiger). Swiss-Mile hat letzten Sommer 22 Millionen frisches Kapital erhalten. Unter den Geldgebern ist auch Jeff Bezos (Amazon), der zweitreichste Mensch der Welt.
Alle diese spannenden Innovationen sind positive News zu Beginn des neuen Jahres 2025. Und: Yuval Noah Harari, der berühmte Historiker, warnte anlässlich eines Referates in Bern (Verleihung des Prix Suisse 2024) Europa und die Schweiz, mental in einer vergangenen Welt zu verharren.