Menschen, die mit Können, Lust und Engagement bei der Arbeit sind, kann man gar nicht hoch genug schätzen. Werden jedoch Mitarbeitende nur als Kostenfaktor gesehen, so sind nicht nur sie missachtet, sondern die Gesellschaft wird insgesamt beschädigt.
Das hier wird ein Loblied auf den schweizerischen Alltag. Es erklingt aufgrund persönlicher Erfahrungen. Nicht die grossen Errungenschaften wie die leidlich funktionierende Demokratie, der beispielhafte öffentliche Verkehr oder das vielfältige Kulturleben sollen gepriesen werden. Vielmehr geht es für einmal um Erlebnisse mit Menschen, die ihren Job machen und darin Befriedigung finden.
Die Tür des Kühlschranks klemmt. Mit Justierung der Scharniere ist das Malheur nicht zu beheben, denn augenscheinlich hat sich die Geometrie der Einbauküche auf tückische Weise verändert. Also muss der Küchenbauer ran. Der kommt einige Tage nach unserer Schadensmeldung pünktlich zum vereinbarten Termin und findet heraus, dass sich eine Wand der Wohnung im Lauf der Jahre um Weniges nach innen gewölbt und die Küchenkonstruktion verschoben hat. Das klingt übel, aber es gibt eine Lösung. Der Fachmann fräst zwischen dem Kühlschrankelement und der Wand mit Spezialgerät soviel Beton weg, dass die Küche wieder ins Lot kommt. Nach zweieinhalb Stunden ist alles perfekt und aufgeräumt. Eine defekte Leuchte in der Küche hat er auch gleich ausgewechselt.
Die Erneuerung eines Passes ist fällig. Keine allzu grosse Sache, sollte man meinen. Hört man aber von gewissen Nachbarländern, was eine solche Operation an Wartefristen und Nervenproben mit sich bringen kann, so wird einem bewusst, dass eine reibungslose Erledigung einer solchen Angelegenheit offensichtlich nicht selbstverständlich ist. Gegenüber den Horrorgeschichten von überforderten Bürokratien und gleichgültigen Angestellten hebt sich das schweizerische Prozedere ab wie das Licht von der Finsternis. Es geht so: Auf einer übersichtlichen und informativen Website bucht man den Termin im Passbüro. Dort nimmt ohne eine Minute Wartezeit eine Mitarbeiterin Daten und Biometrie auf. Bei der Kasse bezahlt man, selbstverständlich wieder ohne warten zu müssen, und nach zehn Minuten ist man mit dem guten Gefühl, kompetenten und freundlichen Menschen begegnet zu sein, wieder draussen. Ein paar Tage danach bringt die Post den neuen Pass.
Der mittelgrosse Supermarkt gleich um die Ecke hat von sieben bis zwanzig Uhr geöffnet. Fehlt uns ein Produkt im Sortiment, reden wir mit dem Filialleiter; meistens kann er Abhilfe schaffen. Die Kassiererinnen kennen wir, und da es öfters ein Schwätzchen gibt, wissen wir ein paar wenige Dinge voneinander. Besonders mit einer Kroatin haben wir guten Kontakt. Wie die meisten Angestellten des Supermarkts spricht sie neben Schweizerdeutsch und Deutsch gut Englisch (wichtig in unserer Wohngegend). Auch etwas Italienisch kann sie. Die ganze sehr internationale Crew des Ladens ist mit einer positiven Einstellung bei der Arbeit, man spürt die gute Atmosphäre und geht entsprechend gerne dort einkaufen.
Der Küchenbauer, die Angestellten im Passbüro, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Supermarkt sind Menschen, die ihre Jobs gut machen. Sie stehen damit exemplarisch für unzählige Frauen und Männer in allen möglichen Branchen und Aufgabenbereichen. Natürlich gibt es solche Leute überall auf der Welt, aber nicht überall werden sie von einer Arbeitswelt unterstützt, in der Berufsstolz und Arbeitsethos so hohe Geltung haben, wie es die drei erwähnten Beispiele andeuten.
Eine Gesellschaft, in der diese beiden Qualitäten hochgehalten werden, verfügt über ein Plus, das man kaum hoch genug schätzen kann. Man wird gut daran tun, in der Arbeitswelt auch weiterhin für Bedingungen zu sorgen, die dem Berufsstolz und dem Arbeitsethos förderlich sind. Anders gesagt: Es geht darum, allen Tendenzen, die in Mitarbeitenden nur noch Kostenfaktoren sehen, entschieden Einhalt zu gebieten.