Wertz, ein deutscher Staatsangehöriger, ist inzwischen - via Libanon - in Deutschland eingetroffen. Während seiner über fünfmonatigen Gefangenschaft sei er „weder misshandelt noch angebrüllt“ worden. Gegenüber „Reportern ohne Grenzen“ erklärte er, er habe an Gewicht verloren und wegen der monatelangen Haft in einer feuchten und unmöblierten Zelle Haut- und Knieprobleme.
Wertz, der seit über zwei Jahren regelmässig für Journal21 berichtet, hatte Anfang Mai die türkisch-syrische Grenze überschritten. Am 5. Mai war in der nordsyrischen Stadt Aleppo aufgegriffen worden.
Wertz wollte für Journal21, die Berliner Wochenzeitung „Freitag“, die deutsche Kulturzeitung „Lettre international“ sowie für je eine Zeitung in Singapur und Indonesien über die Ereignisse in Syrien berichten.
In einer dunklen Zelle
Gegenüber „Reportern ohne Grenzen“ erklärte der 68-Jährige, er sei ständig in einer dunklen Zelle gewesen und habe deshalb keine zeitliche Orientierung gehabt. In den Verhören sei ihm vor allem vorgeworfen worden, unerlaubt fotografiert zu haben, was er stets bestritten habe.
Wertz lebte in den letzten Jahren vor allem in Indonesien und Singapur.
15 vermisste ausländische Journalisten
"Reporter ohne Grenzen" erinnert daran, dass noch immer 15 ausländische Journalisten von einer der syrischen Bürgerkriegsparteien festgehalten oder vermisst werden.
Syrien gehört zur Zeit für Journalisten zu den gefährlichsten Ländern der Welt. Seit Beginn des Aufstands gegen das Regime von Präsident Baschar al-Asad im März 2011 sind fast 100 professionelle Berichterstatter und Bürgerjournalisten getötet worden.
al-Qaida, al-Nusra
In den vergangenen Monaten waren es nicht regimetreue Sicherheitskräfte, sondern die der al-Qaida nahestehende Gruppe "Islamischer Staat im Irak und Syrien" (ISIS), die für die meisten Übergriffe auf Journalisten verantwortlich war.
Eine wichtige Rolle spielt weiterhin die ebenfalls Al-Qaida-nahe Al-Nusra-Front. "Reporter ohne Grenzen" zählt diese Gruppe - ebenso wie den syrischen Präsidenten Baschar al-Asad - zu den größten Feinden der Pressefreiheit weltweit.
Als ausländische Journalisten sind in Syrien derzeit unter anderem der Spanier Marc Marginedas (El PeriódicoI), die Franzosen Didier François und Edouard Elias (beide Europe 1) sowie der US-Amerikaner Austin Tice (Washington Post u.a.) entführt. Zu den Vermissten gehören der US-Reporter James Foley (Global Post) sowie der Jordanier Bashar Fahmi Al-Kadumi (Al-Hurra TV).
"Reine Bandidten"
Auch zahlreiche einheimische Journalisten befinden sich in der Gewalt einer der Konfliktparteien oder werden vermisst.
Am 8. September war der italienische Journalist Domenico Quirico freigelassen worden. Er wurde offenbar von einer islamistischen Rebellengruppe gefangen gehalten. Er bezeichnete seine Entführer als "reine Banditen". Er sei nicht gut behandelt worden. Quirico arbeitet für die Turiner Zeitung "La Stampa".
Wertz - ein besonnener Kriegsreporter
Armin Wertz ist ein weitgereister, erfahrener und besonnener Journalist und Reporter. In vielen Kriegsgebieten hat er Erfahrung gesammelt. Er studierte an der Freien Universität Berlin Volkswirtschaft und arbeitete über dreissig Jahre als Auslandskorrespondent für den „Spiegel“ aus Mittelamerika, für die „Frankfurter Rundschau“ und den „Tages-Anzeiger“ aus Israel und für den „Freitag“ und die „Berliner Zeitung“ aus Südostasien.
Daneben publiziert er in der „TAZ“, „Zeit“, „ARD“, im „Tagesspiegel“, „Standard“ (Wien), „mare“, „Lettre International“, „El Mundo“ (Medellin), „TEMPO“ (Jakarta, englische Ausgabe) u.a.
Er veröffentliche vier Bücher: „Tränen im Heiligen Land“, „Die verdammte Presse“, „Sie sind viele, sie sind eins. Eine Einführung in die Geschichte Indonesiens“, „Der Sieg der freien Welt. Militärische und geheimdienstliche Operationen der USA im Ausland“.
(hh)