In der alltäglichen rasch versickernden Bilderflut gibt es immer wieder einzelne Fotos, die noch nach Jahrzehnten ihre Betrachter in den Bann schlagen. Sie sind zeitlos. Man nennt solche Bilder Ikonen. Hinter diesem zumeist oberflächlich gebrauchten Wort verbirgt sich eine sakrale Bedeutung. Ikonen sind im kirchlichen Gebrauch Bilder, in denen Heiliges zur Geltung kommt.
Hoher Anspruch
Im modernen übertragenen Sinne liegt der Gedanke nahe, dass fotografische Ikonen auf etwas Elementares verweisen, das schwer benennbar ist, aber im Betrachter irgendwo mitschwingt. Wieder und wieder werden diese Bilder gezeigt, und sie verfehlen nie ihre Wirkung.
Håkan Strand erhebt mit seinen schwarzweiss gehaltenen Bildern unausgesprochen den Anspruch, die Betrachter in ihrem Innersten zu berühren. Dazu bildet er Natur ab, keine Menschen. Hin und wieder zeigt er Bauwerke oder Schiffe, auch sie ohne Menschen. Überhaupt lässt er alles weg, was nicht unmittelbar zu dem gehört, was er offensichtlich gesucht hat.
Diese konsequente Reduktion verleiht dem, was er fotografiert, Zeichencharakter. Ein Baum, eine Brücke, eine Klippe: In ihrer Stellung als Solitäre haben sie etwas Archetypisches. Man glaubt, das alles schon einmal gesehen zu haben, aber kann den Blick davon nicht lassen. Die Bilder sind wie schöne Harmonien, die im Inneren nachklingen.
Um die Fokussierung auf das absolut Wesentliche zusätzlich zur Geltung zu bringen, enthält der schön gestaltete und hervorragend gedruckte Band nur ein sehr kurzes Vorwort auf Englisch und Schwedisch. Darin erfährt man, dass der Fotokünstler Håkan Strand in Stockholm lebt und für seine Arbeiten schon mehrfach ausgezeichnet wurde. Geht man auf die Website von Håkan Strand, erfährt man aus seiner Feder mehr. Er hat dort seine Einträge chronologisch zusammengestellt, so dass man seine internationalen Aktivitäten schön nachvollziehen kann.
Die Bilder im vorliegenden Band sind in einem Zeitraum von 1997 bis 2017 entstanden. Grundsätzlich fotografiert Håkan Strand analog und verwendet vermutlich Mittelformatkameras wie die Hasselblad. Die Bilder dieses Bandes wird man wieder und wieder auf sich wirken lassen.
Håkan Strand: Silent Moments. Text von Olivier Delhoume. Gestaltet von Anders Schmidt, 124 Seiten, 54 Duplexabbildungen. Heidelberg: Kehrer Verlag, 2018.