Direkt zum Inhalt
  • Politik
  • Kultur
  • Wirtschaft
  • Gesellschaft
  • Medien
  • Über uns
close
Sprach-Akrobatik

Worte, die töten

19. Februar 2016
Stephan Wehowsky
In der Sprache wird definiert, wer ein Feind ist und vernichtet werden muss.

Propaganda macht die Sprache zur Waffe. Doch es geht um weit mehr als das, denn Propaganda ist im Grunde nur die Instrumentalisierung von Überzeugungen, die schon vorher bereitliegen. Die Bildung dieser Überzeugungen geschieht ständig und hat ihre tiefste Wurzel in einer elementaren Abgrenzung: „Us and them“, „Wir und die anderen“. Es ist eine Kulturleistung, diesen Abgrenzungsreflex zu überwinden. Und sie gelingt nie ganz.

Denn ständig entstehen neue Konfliktlinien, die zuallererst sprachlich definiert werden: Wir glauben dies, die anderen das; wir haben diese Werte, gegen die die anderen verstossen; wir sind die Guten, die anderen sind die Bösen. Diese Litanei lässt sich unendlich fortsetzen. Thomas Mann hat während des Ersten Weltkriegs den Versuch gemacht, in seinen tiefsinnigen „Betrachtungen eines Unpolitischen“ zu begründen, warum sich Deutschland aufgrund seiner kulturellen Wurzeln zu Recht mit anderen „Zivilisationen“ im Krieg befindet. Das ist ihm auf hohem Niveau misslungen.

Entwertungsstrategien bilden aber bis heute das Gerüst aller Vernichtungswünsche. Gerade hier wäre es angebracht, der Sprache zu misstrauen. Eigentlich müssten immer dann rote Lampen angehen, wenn andere Menschen abgewertet werden. Das jedoch ist eine schier unlösbare Aufgabe. Auch hier zeigt sich, dass der Mensch zwar über eine Reihe sehr wirksamer Instrumente verfügt – neben der Sprache Wissenschaft und Technik –, er aber seine archaischen Reflexe kaum in den Griff bekommt. Immer wieder treten sie mit einer urtümlichen Gewalt auf, die die Klügeren sprachlos macht.

Letzte Artikel

Das Jahr in Bildern

14. Dezember 2025

«... die edle Kochkunst bleibt bestehn»

Niklaus Oberholzer 14. Dezember 2025

Filmproduzent Arthur Cohn gestorben

Patrick Straumann 12. Dezember 2025

Im Bann des Generalstreiks

Thomas Fischer 11. Dezember 2025

Vor einem Berg ungelöster Probleme

Ignaz Staub 11. Dezember 2025

Luzern – Hauptstadt Europas für einen Tag

Daniel Woker 11. Dezember 2025

Newsletter abonnieren

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Abonnieren Sie den kostenlosen Newsletter!

Zurück zur Startseite
Journal 21 Logo

Journal 21
Journalistischer Mehrwert

  • Kontakt
  • Datenschutz
  • Impressum
  • Newsletter
To top

© Journal21, 2021. Alle Rechte vorbehalten. Erstellt mit PRIMER - powered by Drupal.