Auf den Begriff «Meme» (Plural: Memes) stösst man seit einiger Zeit im Internet, und zwar in den verschiedensten Sprachen. In bekannten Medien wie «Spiegel», NZZ, «New York Times», «Economist», «Le Monde» ist das zunächst etwas geheimnisvoll anmutenden Wort zu finden.
Die «New York Times», obwohl beileibe kein Mitglied der Trump-Gemeinde, bescheinigt dem unermüdlichen Chef-Twitterer im Weissen Haus, dieser sei ein Branding- und Marketing-Experte erster Güte. Sogar der Name «Trump» sei inzwischen zu einem Meme geworden. Nur im Online-Duden ist der Begriff vorläufig noch nicht präsent. Wann wird wohl diese Wortschatz-Lücke ausgefüllt sein?
Also was ist ein Meme? Verschiedene Quellen, unter ihnen auch das Forum des Internet-Wörterbuchs «Leo», klären uns auf, dass der Begriff Meme zuerst 1976 vom bekannten Zoologen (und kämpferischen Atheisten) Richard Dawkins geprägt wurde. Er benannte mit diesem Kunstwort ein kulturelles Pendant zum biologischen Gen (englisch Gene). Anders als beim Gen werden durch das Mem oder Meme nicht biologische Eigenschaften sondern soziale, gesellschaftliche Verhaltensmuster weitergegeben. Inzwischen ist der Ausdruck zu einem Reiz- und Schlagwort des Internet-Jargons aufgerückt.
Offenbar um die Nähe des Kunstwortes Meme zum englischen Wort «Gene» zu betonen, wird der Begriff im angelsächsischen Sprachgebrauch meist als «Miehm» ausgesprochen. Im Deutschen hat sich diese Aussprache nicht überall durchgesetzt. Im «Leo»-Sprachforum wird mit Recht argumentiert, man sollte das Wort im Deutschen so aussprechen, wie einem der Schnabel gewachsen sei.
Als Memes werden kurze Texte, Bilder oder Videos – häufig miteinander kombiniert – bezeichnet, die humorvoll oder ironisch auf aktuelle Vorkommnisse Bezug nehmen und sich wegen ihrer pointierten Botschaft blitzschnell im Internet verbreiten. Eine Kommunikationsexpertin formuliert es so: «Memes sind der Insider-Witz in der Netzgemeinde.»
Wenn Trump per Twitter über «Crooked Hillary», «The failing New York Times» herzieht oder behauptet «The Amazon Washington Post has gone crazy about me» dann sind diese Formulierungen inzwischen klassische Memes, weil jeder Leser in Amerika sofort weiss, was hier die Zusammenhänge sind – ob er das nun gut oder miserabel findet.
Ein schönes Beispiel für ein Meme bot im vergangenen Juni ein berühmt gewordener Schnappschuss vom G-7-Gipfel in Kanada. Er zeigt Kanzlerin Angela Merkel, die umgeben von andern prominenten Teilnehmern des Treffens, stehend den mit verschränkten Armen hinter einem Tisch sitzenden Trump anspricht – möglicherweise auch energisch ins Gebet nimmt.
Das Bild verbreitete sich in Windeseile im Netz. Angereichert wurde es mit unzähligen humorvollen, hämischen, bissigen, applaudierenden, abschätzigen oder ironischen Kommentaren. Ausserdem ist das Bild auf seiner Blitzreise durch das Internet von technisch geschickten Spassmachern in allerlei neue Zusammenhänge transportiert oder manipuliert worden. Hier ein Link zu dieser unterhaltsamen Meme-Verbreitung.