Dieses Schlagwort geistert immer wieder durch die Medien: Wenn eine Partei die Frauenquote in ihren diversen Gremien und Listen erhöht, wird sie angeblich weiblicher. Auch die Wirtschaft, so wird gefordert, müsse weiblicher werden, indem mehr Frauen in die Vorstände grosser Unternehmen kommen.
Wenn gesagt wird, eine Partei oder ein Unternehmen werde durch mehr Frauen in den Führungsetagen „weiblicher“, klingt das so, als würde jeweils eine Prise Zucker hinzugefügt. Denn irgendwie wird erwartet, dass Frauen ihre besonderen weiblichen Tugenden ins Spiel bringen, zu denen im besonderen Masse Empathie und Ausgleich gehören sollen. Oder auch Charme. Weiblicher Charme wird gerade von Männern sehr geschätzt.
Liesse sich zum Beispiel auch sagen: Die CDU wird jetzt verständnisvoller und charmanter? Ausgehend von den Erfahrungen mit den bisherigen führenden Politikerinnen wird das Urteil, vorsichtig gesagt, gemischt ausfallen. Und viele Frauen würden sich wohl heftig dagegen wehren, auf bestimmte sogenannte „weibliche Eigenschaften“ festgelegt zu werden. Das sei, man hört es geradezu, wieder einmal eine „typische Männerperspektive“.
Frauen, die in die Gremien drängen, wollen womöglich gar nicht als „weiblich“ angesehen werden, sondern lediglich als gleichberechtigt. Schliesslich ist die Angleichung von männlichen und weiblichen Verhaltensformen ein Megatrend unserer Gesellschaft. Und jeder, der versucht, etwas als „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ zu qualifizieren, wird sich in kürzester Zeit im Unterholz der Gegenbeispiele verstolpern. Das gilt ganz besonders in der Politik.
Um so mehr verwundert es, dass Quotenregelungen als Zeichen dafür gewertet werden, dass eine Partei „weiblicher“ geworden sei. Das Etikett passt einfach nicht, zumal jeder weiss, dass es bei der Quote de facto um Macht geht: Die Partei möchte damit mehr Wählerinnen ansprechen. Ist das nun ein männliches oder ein weibliches Kalkül?