Der englische Zusammenschluss verschiedener Hilfsorganisationen, Oxfam, hat jetzt einen Bericht vorgelegt, der in der Aussage gipfelt, dass 1 Prozent der Weltbevölkerung über mehr als die Hälfte des weltweiten Vermögens verfügt. Das ist der krasseste Wert, der jemals ermittelt wurde.
Vielleicht kann man darüber streiten, ob in dieser Berechnung Fehler stecken, Nicht streiten kann man aber über die Tendenz zur zunehmenden Ungleichheit, die der Weisheit der Märkte kein glänzendes Zeugnis ausstellt. Zudem werden „weltweit 21 Billionen US-Dollar in einem globalen Netz aus Steueroasen vor den Behörden versteckt“, wie Oxfam berichtet. Entsprechend sind einige der reichsten Marktteilnehmer Kriminelle.
Inzwischen gibt es seriöse Untersuchungen von Ökonomen wie Richard Layard von der London School of Economics, aus denen klar hervorgeht, dass ein Übermass an Ungleichheit jeder Gesellschaft massiven Schaden zufügt. Gesellschaften erodieren in dem Masse, wie Vermögen aus ihrer Mitte an die immer schmalere Peripherie der Reichen gelangen. Was folgt aber aus diesem Wissen?
Offenbar kann der Mensch diejenigen Probleme am schlechtesten lösen, die er selbst verursacht. Wirtschaft ist eine menschliche Veranstaltung, aber es fehlen ganz offensichtlich Instanzen, die bei Fehlentwicklungen korrigierend eingreifen. Die Popularität des Papstes ist ein Reflex auf diesen Mangel. Mahnende Worte und moralische Appelle sind aber noch keine tauglichen Handlungskonzepte. Jedoch könnten sie einen ganz wesentlichen Anstoss dazu geben, mit Mitteln der Vernunft dem Spuk der krassen Ungleicheit ein Ende zu setzen. Gelingt dies nicht, werden eines Tages andere Kräfte hervortreten und Verhältnisse herbeiführen, die erst recht keiner wollen kann.