Karl Lagerfeld hat einmal gesagt, dass jemand, der in einem Jogginganzug herumlaufe, die Kontrolle über sein Leben verloren habe. Das mag etwas übertrieben sein. Aber in den reichen Ländern des Westens lässt sich seit längerer Zeit der Trend zu einer Kleidung beobachten, die wohl in erster Linie bequem sein soll.
In Afrika wiederum, insbesondere im Kongo, treten einzelne Personen in ganz besonders eleganter Kleidung auf. Ihr ganzes Sinnen und Trachten richtet sich auf diesen Glanz. Sie bilden damit den denkbar schärfsten Gegensatz zur Armut, die in dem eigentlich rohstoffreichen Kongo die Regel ist. Sie nennen sich „Sapeurs“, was von „se saper“ kommt, sich in Schale werfen.
Die Sapeurs haben eine eigene Organisation: „La Sape, Société des Ambianceurs et des Personnes Élégantes“ (Gesellschaft der Stimmungsmacher und eleganten Menschen). Es geht also um weit mehr als nur darum, sich selbst herauszuputzen, um ein Maximum an Beachtung zu erzielen. Die Sapeurs haben verstanden, dass der Luxus ihrer Kleidung auch diejenigen aufheitern kann, deren Alltag vom Elend geprägt ist.
Das Geheimnis des Luxus
Die Sapeurs wiederum sind selbst nicht besonders gut situiert oder reich. Sie haben ganz normale alltägliche Jobs als kleine Angestellte oder auch nur als Gelegenheitsarbeiter. Aber irgendwie schaffen sie es, sich mit den teuersten Markenprodukten aus den Modezentren des reichen Westens zu versehen.
Wie ihnen das gelingt, ist ihr Geheimnis. Damit rühren sie, ob gewollt und bewusst oder nicht, an das Geheimnis des Luxus. Denn der entstand und entsteht ebenfalls nicht auf dem Boden eines Reichtums, der breit gestreut ist. Im Gegenteil: Luxus betont die Ungleichheit. Aber diese Ungleichheit ist auch für diejenigen, die an dem Luxus nicht unmittelbar teilhaben, motivierender als eine verordnete Gleichheit, die ein einheitliches Grau über die gesamte Gesellschaft legt.
Der in London lebende Fotograf Tariq Zaidi hat für seinen Bildband drei Jahre lang regelmässig die Sapeur-Szene im Kongo besucht. Das Besondere an den Fotos besteht darin, dass er die Sapeurs in ihrer alltäglichen Umgebung aufgesucht und fotografiert hat. Er hat sich also nicht damit begnügt, die einschlägigen Modeschauen und Festivals zu besuchen.
Überhaupt beschäftigt sich Tariq Zaidi vor allem mit sozialen Problemen, mit Traditionen und gefährdeten Gruppen überall auf der Welt. Zaidi hat in 19 (überwiegend Entwicklungs-)Ländern auf vier Kontinenten gearbeitet. Er hat seine Fotos in 75 internationalen Ausstellungen gezeigt und in zahlreichen erstrangigen Medien veröffentlicht.
Tariq Zaidi, Sapeurs.Ladies and Gentlemen of the Congo.
Fotografien und Text von Tariq Zaidi.
176 Seiten, 121 Farbabbildungen, Englisch, ca. 35 Euro