Luxus kommt nicht von Lux, dem Licht, was ja als das Strahlende und Blendende zum heutigen Verständnis des Wortes gut passen würde. Das lateinische Adjektiv luxus bedeutet verrenkt und meint das vom Üblichen und Richtigen in unguter Weise Abweichende. Die Luxuria – die Ausschweifung oder Wollust – war denn auch für die mittelalterlich-religiöse Moral eine der Sieben Todsünden.
Luxusgüter brachten zur gleichen Zeit, da die Luxuria moralisch verschrieen war, den Fernhandel in Schwung, denn es brauchte exklusive Produkte von hohem Wert, um den enormen Aufwand ihrer Beschaffung rentabel zu machen. Der Historiker Werner Sombart stellte um 1900 die These auf, dass so die frühneuzeitliche Globalisierung und der Handelskapitalismus, also eminente Triebkräfte der Modernisierung entstanden seien.
Luxus ist in moralischer Hinsicht grundsätzlich ambivalent, nämlich einerseits problematisch als Verschwendung und soziale Exklusion, andererseits willkommen als Triebkraft wirtschaftlicher Entwicklung. Selbst die (vermeintlich) immateriellen oder postmateriellen Formen, die heute oft als der «eigentliche» Luxus gelten, gründen letztlich auf Ungleichheit und Ausschliessung: Raum, Zeit und Stille zu haben, beruht auf Ausmassen von Distanz, Versorgung und Abschirmung, die auf dieser Erde niemals Allgemeingüter werden können.
Heutiger Common Sense mag die mittelalterliche Anprangerung der Luxuria mit guten Gründen als sinnenfeindliche Repression entlarvt oder gar als bigotten Moralismus lächerlich gemacht haben. Die Schattenseiten des Luxus und die Ambivalenzen der Moderne werden wir trotzdem nicht los.