Der Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) wird seit 1959 verliehen. In erster Linie werden mit ihm Fotografen ausgezeichnet. Zu den auch für das deutsche Publikum bekanntesten Presiträgern gehören Henri Cartier-Bresson und August Sander.
Fotografien wie Gedichte
Schirmer gründete 1974 gemeinsam mit Erik Mosel den Schirmer/Mosel Verlag als ersten Verlag mit Programmschwerpunkt Autorenfotografie in Europa und führt ihn bis heute als unabhängiger Verleger. Im Jahr 1975 nahm der Verlag seine Buchproduktion auf. Schon die ersten beiden Titel waren grosse Erfolge: August Sander – Rheinlandschaften wurde als Manifest für die Kunst wahrgenommen, „Fotografien wie Gedichte zu lesen und zu behandeln“, so der Schriftsteller Jürgen Becker. Heinrich Zille – Fotografien Berlin 1890-1910 in seiner Kombination aus Kunst- und Fotogeschichte sowie Berliner Stadtgeschichte entwickelte sich sogar zum Besteller und wird von Lothar Schirmer als „das eigentliche Verlagsgründungsbuch“ betrachtet.
Aber der Verlag lebt nicht nur aus der Vergangenheit. Mit zunehmendem Renommee interessierten sich auch weltbekannte zeitgenössische Fotografen für ihn. Der bekannteste unter ihnen ist Helmut Newton. Als erster von insgesamt 17 Newton-Titeln bei Schirmer/Mosel erschien 1978 Sleepless Nights.
Mit Newton, dem Berliner Emigranten mit jüdischen Wurzeln, begann die Serie von Büchern verfolgter und in die Emigration gezwungener deutscher Fotografen. Erich Salomon (1978, 1980, 1986), Laszlo Moholy-Nagy (1978), Wols (1978), Raoul Hausmann (1979), Felix H. Man (1983), Gisèle Freund (1985) und Horst P. Horst (1991) kamen hinzu, später Leo Rosenthal (2011) und Hermann Landshoff (2013).
Internationale Ausrichtung
Im Laufe der Jahre kamen 1´500 Titel zu Themen der Kunst und Fotografie zusammen, und der Verlag ist stolz darauf, dass viele davon mittlerweile als Standardwerke anerkannt sind. Dazu gehören das Werk von Bernd und Hilla Becher, das Geschichtsschreibung, Dokumentarfotografie und zeitgenössische Kunst verbindet. Allein ihnen widmete Lothar Schirmer seit 1976 insgesamt 23 Publikationen. Dazu gesellten sich Vertreter der „Düsseldorfer Schule“ wie Candida Höfer, Thomas Struth und Thomas Ruff. Mit Cindy Sherman, Robert Mapplethorpe oder Jeff Wall betont der Verleger auch die internationale Ausrichtung seines Programms.
Mit all diesen Büchern hat der Verlag dazu beigetragen, dass die „Fotografie als Kunst so bedeutend ist wie nie zuvor“, wie es im Titel eines beachtlichen Buches von Michael Fried heisst.
Fotos als Fastfood
Lothar Schirmer ist auch als Sammler hervorgetreten. Seine bedeutende Kunst- und Fotografiesammlung wurde in verschiedenen Museen gezeigt; ein Grossteil seiner Beuys-Sammlung ist mittlerweile in den Besitz des Lenbachhauses in München übergegangen. Lothar Schirmer erhielt eine Vielzahl von Ehrungen wie die George Eastman Medaille und den Rencontres d’Arles Award (beide 1995) sowie das Komturkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik (2009). Zudem wurde er vom BuchMarkt zum „Verleger des Jahres“ gewählt (2012) und 2014 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Es ist eine besondere Pointe, dass im Zusammenhang mit der diesjährigen Photokina der Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie an einen Verleger geht, der sich derartig um die Präsentation des fotografischen Bildes verdient gemacht hat wie Lothar Schirmer. Denn auf der Photokina wurde wieder und wieder festgestellt, dass noch nie so viel fotografiert wurde wie heute, wobei das Smartphone mehr und mehr die Kameras verdrängt. Das Foto wird zum Fastfood, schnell aufgenommen, in sozialen Netzwerken verbreitet und dann schnell vergessen. Daher ist es von grösster Bedeutung vorzuführen, dass Bilder auch ganz andere Dimensionen und ganz andere Substanz haben können.
Website des Verlags Schirmer / Mosel