Ein Klumpen ist etwas Unförmiges, Hässliches. Noch schlimmer ist ein Klumpenrisiko, nämlich eine Zusammenballung dräuender Probleme, die einem – es ist nur eine Frage der Zeit – über den Kopf wachsen werden.
Das Heimtückische an Klumpenrisiken ist ihr allmähliches, meist lange unbemerktes, dann aber plötzlich rasantes Wachstum. Perfid entwickeln sie sich aus anfänglichen Erfolgen. Wenn der Bäcker Brodbeck für seine Brötchen einen Grossabnehmer findet, freut er sich zuerst einmal. Der Grossabnehmer lässt ihn, weil die Brötchen preisgünstig und beliebt sind, auch seine Zweigwerke beliefern. Was tut Brodbeck? Er vergrössert seine Backstube, investiert in zusätzliche Öfen und stellt mehr Leute an. Er verdient prächtig wie nie zuvor und alles geht gut – bis ihm dämmert, dass er jetzt ein Klumpenrisiko hat.
Eigentlich hat sich nichts geändert. Doch dieses aus heiterem Himmel gekommene Wort Klumpenrisiko dreht alles um. Die üble Affiche steht für eine umgedrehte Betrachtungsweise, die an einem bestimmten Punkt unumgänglich geworden ist: Statt der Aufwärtstendenz gilt die Aufmerksamkeit plötzlich dem möglichen Abbruch der Erfolgskurve. Der Begriff Klumpenrisiko deutet nicht nur auf Gefahr und Krise hin, sondern ist stets auch ein Vorwurf an die Verantwortlichen: Sie haben es so weit kommen lassen, dass die Sicht umschlägt und das Bild sich verdüstert.
Oder ist es vielleicht ein wenig anders? Ist „Klumpenrisiko“ nicht eher eine Beratervokabel, ein Folterinstrument, mit dessen Androhung die smarten Söldner der Businesswelt ihre Aufträge holen? Das Wort suggeriert ja eine Plötzlichkeit, die als Gegenmassnahme eine Kavalkade von Aktentaschenträgern erfordert. – Um nochmals auf den Bäcker Brodbeck zurückzukommen: Selbstverständlich trifft ihn die Einsicht in die Abhängigkeit von seinem Grossabnehmer nicht aus heiterem Himmel. Brodbeck baut bereits neue Geschäftsbeziehungen auf. Denn er kann ja den Job und kennt seinen Markt.