Die Idee ist im Grunde einfach, aber sie versteht sich nicht von selbst. Denn zur Tradition der Fotografie gehört die strikte Trennung zwischen Dokumentation und Inszenierung. Natürlich können Inszenierungen wieder zur Dokumentation werden, in der Porträtfotografie zum Beispiel.
Dokumentation und Fiktion
Aber wenn man sich nicht in Spitzfindigkeiten ergeht, leuchtet die Trennung zwischen Dokumentation und Fiktion ein. Christina de Middel spielt damit nun ihr eigenes Spiel. Sie fügt ihren dokumentarischen Fotos Elemente hinzu, die die intendierte Bildaussage verstärken. Und das geschieht mit einer gehörigen Portion Witz.
Sie selbst sagt: „Man muss erfinderisch sein, mit einem Sinn für Humor, um wirklich zu verstehen, was vor sich geht.“ Was geht vor? Sie beschäftigt sich mit den Exzessen der westlichen Konsumgesellschaft und deren Auswirkungen auf die Länder der Dritten Welt.
Tapeten, Poster, Flyer
Ihre Arbeiten überzeugen, weil die 1975 in Spanien Geborene eine gute Fotografin ist. Magnum hat sie 2017 als Nominee aufgenommen, so dass man einzelne ihrer Bilder auch im Magnum Verzeichnis der Fotografen sehen kann.
Zusammen mit ihrem Kollegen Bruno Morais hat sie eine Ausstellung erarbeitet, die jetzt unter dem Titel „Excessocenus“ im Winterthurer COALMINE Forum für Dokumentarfotografie zu sehen ist.
Eine weitere Besonderheit diese Ausstellung besteht darin, dass die Bilder nicht konventionell gerahmt oder aufgezogen an Wänden hängen, sondern für ihre Reproduktion alle möglichen Medien verwendet wurden. So kommen kommerzielle Bildträger und Werbematerialien zum Einsatz: Bedruckte Tapeten, Poster, Flyer, Kalender, Mausmatten, Sticker und Stofftaschen. Die Ironie wird also noch einmal gesteigert.
Ausstellung bis 7. April, 2018, COALMINE, Volkarthaus,
Turnerstrasse 1, 8400 Winterthur