
In Beijing marschieren am 27. November 2022 Demonstranten mit weissen Zetteln in der Hand. Sie protestieren gegen die Null-Covid-Politik und die Zensur. Die mittlerweile landesweiten Unruhen wurden ausgelöst durch einen vermutlich wegen Lockdowns nicht rechtzeitig gelöschtem Hochhausbrand in Urumqi, bei dem mindestens zehn Menschen ums Leben kamen. (Keystone/EPA, Mark R. Cristino)
Vor Wochen schon rebellierten Arbeiter von Chinas grösstem Foxconn-Werk in Zhengzhou gegen die rigorosen Coronamassnahmen. Sie durchbrachen Abriegelungen und demonstrierten in der Stadt. Auch in der südchinesischen Metropole Guangzhou kam es in der vergangenen Woche in einem Foxconn-Komplex zu Aufständen. Eingesperrte Arbeiter rissen Absperrungen nieder. Ein grosses Aufgebot von Bereitschaftspolizei in weissen Schutzanzügen knüppelte die in der iPhone-Produktion tätige Belegschaft nieder.
Nun haben nach dem Hochhausbrand von Urumqi am Samstag in Shanghai rund tausend Personen demonstriert. Die Proteste wurden am Sonntag von einigen hundert Demonstrierenden fortgesetzt.
In Beijing haben am Sonntag Demonstranten gegen die Regierung protestiert. Sie hielten leere weisse Blätter in die Höhe, um gegen die allgegenwärtige Zensur Einspruch zu erheben.
In verschiedenen Meldungen ist die Rede von fünfzig Universitäten des Landes, an denen ähnliche Proteste laut geworden seien. Auch Strassenkundgebungen wie in Shanghai soll es in zahlreichen Städten Chinas gegeben haben, so in Nanjing und Urumqi.
Die Polizei hat inzwischen zahlreiche Demonstrierende festgenommen. Sie ist offenbar sehr rabiat vorgegangen. Dabei wurden auch ausländische Medienleute festgenommen. Die britische BBC, deren Korrespondent in Beijing betroffen war, äusserte sich besorgt über die Lage von Journalisten in China.