Neun Tote, fast 3’000 Verletzte: Das ist die Bilanz einer möglicherweise von Israel gesteuerten Attacke gegen Hisbollah-Angehörige in Beirut. Die Terrormiliz kündigt Vergeltung an. Bei dem Cyber-Angriff handelt es sich um eine neue Art der Kriegsführung. Fast zur gleichen Zeit explodierten Hunderte kleine mobile Funkgeräte, sogenannte «Pagers», mit denen die Hisbollah-Mitglieder miteinander kommunizierten. Wie Israel die Pager beeinflusst haben könnte, war zunächst unklar.
Israel hat sich bisher nicht zur Aktion geäussert. Ein Hisbollah-Funktionär sagte der Nachrichtenagentur AP, die Funkempfänger der Gruppe seien plötzlich heiss geworden und dann explodiert. Es seien Pager einer neu verwendeten Marke mit Lithium-Batterien gewesen. Israel stecke dahinter, sagte der Funktionär, der anonym bleiben wollte.
Unter den Opfern befanden sich offenbar nicht nur Mitglieder der Hisbollah-Miliz, sondern auch unbeteiligte Zivilisten. Die meisten Betroffenen hätten Verletzungen «im Gesicht, an der Hand, am Bauch oder sogar an den Augen» erlitten, sagte der libanesische Gesundheitsminister Abiad an einer Pressekonferenz. Mehr als 200 von ihnen schwebten demnach in Lebensgefahr.
In den Strassen Beiruts brach Panik aus. Zahlreiche Krankenwagen waren im Einsatz. Das libanesische Gesundheitsministerium rief alle Spitäler zu höchster Alarmbereitschaft auf und forderte die Menschen auf, keine Funkgeräte zu benutzen.
Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hatte den Mitgliedern der Miliz bereits früher geraten, keine Handys bei sich zu tragen, weil diese von Israel für gezielte Angriffe geortet werden könnten. In der Vergangenheit waren auch Hamas-Extremisten durch Sprengsätze in Handys getötet worden. Doch noch nie explodierten so viele Geräte gleichzeitig. Lithium-Batterien, wie sie auch in vielen anderen elektronischen Geräten verwendet werden, können in Brand geraten oder schmelzen, wenn sie überhitzen.
Matthew Miller, ein Sprecher des US-Aussenministeriums, sagte, Zivilisten sollten nicht Ziel von Anschlägen sein, aber Mitglieder von «terroristischen Organisationen» seien «legitime Ziele».
«Kein Land, keine Organisation sollte Zivilisten ins Visier nehmen. Terroristische Mitglieder einer terroristischen Organisation sind legitime Ziele für Länder, gegen die sie Operationen durchführen können. Das sind die Prinzipien, an die wir uns halten, und das sind die Prinzipien, die wir von anderen Ländern bei ihren Operationen erwarten», sagte Miller.