Die Ministerin für Wirtschaftssicherheit, Sanae Takaichi, ist eine von neun Kandidierenden für den Vorsitz der regierenden Liberaldemokratischen Partei Japans (LDP) – und damit fast automatisch für das Amt des Premierministers. Sie bewirbt sich am 14. September 2024 bei einer Debatte in Tokio. Die Wahl folgt auf die Entscheidung des derzeitigen Premierministers Fumio Kishida, nicht zur Wiederwahl anzutreten.
Schon Anfang Oktober könnte es einen neuen Regierungschef oder eine -chefin in Japan geben. Dass der oder die von der LDP (Liberal Democratic Party) kommen wird, ist praktisch klar. Die Partei hat seit ihrer Gründung 1955 fast ununterbrochen die Regierung gestellt. Und doch muss sich die Partei ein Stück weit neu erfinden, um auch in Zukunft an der Macht zu bleiben.
Gesucht wird eine Person, die in keinen der zahlreichen Skandale in der jüngeren Vergangenheit verwickelt war. Die Parteiführung hat deshalb ein offenes Rennen gestartet. Wer mindestens zwanzig Befürworter aus der Partei hinter sich scharte, konnte sich bewerben. Beim Stichtag des 12. September kamen so neun Kandidaturen zustande.
Die Kandidaten der regierenden Liberaldemokratischen Partei Japans (LDP) für die Präsidentschaftswahlen sind die genannte Sanae Takaichi, der ehemalige Wirtschaftssicherheitsminister Takayuki Kobayashi, Kabinettschef Yoshimasa Hayashi, der ehemalige Umweltminister Shinjiro Koizumi, Aussenministerin Yoko Kamikawa, der ehemalige Kabinettschef Katsunobu Kato, Digitalminister Taro Kono, der ehemalige Verteidigungsminister Shigeru Ishiba und LDP-Generalsekretär Toshimitsu Motegi.
Umfragen des Senders NHK sehen Shigeru Ishiba in der Pole-Position. Mit seinen 67 Jahren steht der frühere Verteidigungsminister sicher nicht für einen Generationenwechsel, aber seine Beliebtheit in der Bevölkerung ist gross.
Ähnlich populär ist Shinjiro Koizumi. Er ist erst 43 und bislang durch keinerlei Skandale aufgefallen und es fehlt ihm auch nicht an Rückhalt in seiner konservativen Partei. Denn sein Vater Junichiro war einer der beliebtesten japanischen Regierungschefs seit der Nachkriegszeit.
Vielleicht wird Japan aber auch erstmals von einer Frau regiert. Das wäre in der erzkonservativen LDP wirklich eine Zeitenwende. Sanae Takaichi steht in der Partei weit rechts und probiert nun zum zweiten Mal, an die Macht zu kommen. Die aktuelle Ministerin für wirtschaftliche Sicherheit möchte die Ideen des früheren Premiers Shinzo Abe fortführen, unter dem sie schon einmal Innenministerin war.
Mit Aussenministerin Yoko Kamikawa hofft eine weitere Frau auf den Parteivorsitz. Sie hat sich zwar nie etwas zuschulden kommen lassen und wird für ihre politische Arbeit hochgeschätzt, ihr fehlt es aber auch an Bekanntheit und Unterstützung innerhalb der Partei. Sie brauchte lange, um überhaupt genügend Abgeordnete hinter sich zu versammeln und nominiert zu werden.
Die Kandidatinnen und Kandidaten haben höchst unterschiedliche politische Vorstellungen. Weichen sind zu stellen bei Geldpolitik, Atomenergie und dem schwierigen Verhältnis zu China. Bis zum 27. September haben die neun Kandidaten nun Zeit, Werbung in eigener Sache zu machen. Dann wird der oder die Vorsitzende der LDP gewählt.