„Zwei Monologe, die sich gegenseitig immer und immer wieder störend unterbrechen, nennt man eine Diskussion." Dies sagte der Schweizer Aphoristiker und Schriftsteller Charles Tschopp vor langer Zeit.
Wir diskutieren immer weniger, wir wollen nur unsere eigene Message losbringen. Politiker hören schon längst nicht mehr auf Fragen. Sie legen einfach los und sagen das, was sie sagen wollen. Meist passt die Antwort nicht zur Frage. Sie haben ihr Ziel erreicht, wenn sie ihre Botschaft, ihren Standpunkt an den Mann und die Frau gebracht haben.
In grotesker Erinnerung bleibt das Streitgespräch zwischen Angela Merkel und Peer Steinbrück. Die Fragen der vier Journalisten wurden einfach übergangen. Beide sagten, was sie wollten, Fragen hin oder her.
Nicht nur Politiker: Was andere sagen und denken interessiert uns immer weniger. Die Argumente der andern prüfen, hinterfragen und vielleicht sogar aufnehmen – das interessiert den heutigen Menschen immer weniger. Auf den andern eingehen, was soll’s? These, Antithese, Synthese – das war mal gestern.
Wir führen nur noch Monologe. Der Monolog unseres Gegenübers interessiert uns nicht. Eigentlich stört er uns nur. Und wenn wir unseren Monolog beendet haben, glauben wir, den andern überzeugt zu haben. Doch der hat gar nicht zugehört, der hat nur auf eine Pause gewartet, bis er zu seinem Monolog ansetzen konnte. Wir gehen nicht mehr aufeinander ein, wir sprechen nicht mehr miteinander: Monolog-Gesellschaft.