Das Zentrum von Barcelona glich am Sonntagnachmittag einem rot-gelben Farbenmeer. Die Polizei schätzt die Zahl der Teilnehmer auf 350’000; die Veranstalter sprechen von 930’000. Viele der Demonstranten waren mit Zügen und Bussen angereist. „Die schweigende Mehrheit schweigt nicht mehr“, hiess es auf Transparenten. Anderswo war zu lesen: „Basta! Werden wir vernünftig.“
Die Massen wälzten sich über mehrere Kilometer lang auf der Via Laietana. Immer wieder waren „Viva España“-Rufe zu hören. Auf Transparenten hiess es „Wir sind Katalanen, wir sind Spanier“. Viele der Demonstranten hüllten sich in spanische Flaggen. Auf Plakaten wurde die Festnahme des katalanischen Regierungschefs Carles Puigdemont gefordert. Er hatte die von der spanischen Regierung und dem Obersten Gerichtshof verbotene Volksabstimmung angeordnet. Zur Kundgebung unter dem Slogan „Basta“ hatte eine Organisation mit Namen „Spanische Zivilgesellschaft“ aufgerufen.
Bereits am Samstag waren in Madrid Zehntausende auf die Strasse gegangen.
Genau vor einer Woche hatten sich in einer chaotisch verlaufenen Volksabstimmung – nach Angaben der Seperatisten – 90 Prozent der Katalanen für die Unabhängikeit Kataloniens ausgesprochen. Das Resultat wird von Beobachtern angezweifelt. Die Stimmbeteiligung soll 43 Prozent betragen haben.
Da einige Unternehmen inzwischen bekanntgaben, sie würden Katalonien verlassen und ihren Hauptsitz in andere Teile des Landes verlegen, ist die Freude der Separatisten gedämpft worden. Einige haben kalte Füsse bekommen. Die angekündigte Ausrufung der katalanischen Unabhängigkeit ist offenbar verschoben worden. Es gebe noch viele Fragen zu regeln, hiess es jetzt in Kreisen der Separatisten.
(J21/EFE/El Pais))