Da reden sie dauernd von Integration. Aber wenn sie selbst etwas dazu beitragen sollten, legen sie sich quer. Jüngstes Beispiel: der Widerstand der SVP gegen die erleichterte Einbürgerung von Ausländern der dritten Generation.
Nein, man soll es ihnen nicht zu leicht machen. Da könnte ja jeder kommen und Schweizer werden wollen. Wo kämen wir denn da hin! So oder ähnlich scheint es in den Köpfen jener zu denken, die sich einmal mehr gegen eine erleichterte Einbürgerung junger Menschen stellen, die hier geboren sind, unseren Dialekt sprechen und das Herkunftsland ihrer Eltern oder Grosseltern oft nur noch vom Hörensagen kennen. Am 12. Februar 2017 stimmen wir darüber ab. Ein mit drei Altbundesräten bestücktes Pro-Komitee hat sich gebildet, das es mit der Gegnerschaft aus den Reihen der SVP aufnehmen will.
Dass es einen Abstimmungskampf zu diesem Anliegen überhaupt braucht, ist an sich schon ein Armutszeugnis. Ein Nein aber wie vor 12 Jahren, als es um die erleichterte Einbürgerung von Angehörigen der zweiten wie der dritten Generation ging, wäre eine Schande. Man kann von Ausländern keine Integration verlangen, ohne ihnen auch seinerseits entgegenzukommen. Und wie könnte dies wirkungsvoller geschehen als durch die Gewährung der vollen bürgerlichen Rechte? Man muss ja nicht gleich so weit gehen wie etwa die USA, die sämtlichen im Land Geborenen das Bürgerrecht automatisch verleihen. Ab der zweiten Generation aber sollten alle, die dies wünschen, eingebürgert werden – nicht nur erleichtert, sondern bedingungslos.
Die Schweiz hat ja nicht zuletzt ihrer restriktiven Einbürgerungspraxis wegen diesen hohen Ausländeranteil, der angeblich so vielen Einheimischen Angst macht. Durch die Gewährung des Bürgerrechts ab der dritten oder, noch besser, ab der zweiten Generation liesse sich diese Zahl auf Anhieb senken. Aber eben: Mit Ängsten lässt sich eine repressive und ausländerfeindliche Politik besser betreiben als mit Offenheit und Toleranz. Integrations- und Willkommenskultur geht anders.