Der 75-Seiten-Bericht enthält keine eigentlichen Neuigkeiten. Es geht um den illegalen Verkauf von Plänen zur Herstellung von Raketen an Iran, angebliche Hilfe beim Bau einer geheimen Nuklearanlage in Syrien und die Lieferung eines Magnetometers an das Gewaltregime in Burma. Magnetometer können für Zentrifugen zur Anreicherung von Uran verwendet werden, aber auch zur Lenkung von Raketen.
Alle diese Anschuldigungen gegen Nordkorea stehen seit Jahren in denwestlichen Zeitungen. Die Wiedergabe durch ein Expertengremium des höchsten UNO-Organs erhöht aber ihre Glaubwürdigkeit. Der namhafte unabhängige Atomwaffenfachmann David Albright bezeichnete die jetzt erwartete Veröffentlichung des Expertenberichts als wichtig, weil die von westlichen Geheimdiensten gesammelten Informationen damit den Stempel der UNO erhalten.
Das Dokument fordert die internationale Gemeinschaft zu »besonderer Aufmerksamkeit« auf, um die verbotenen Geschäfte zu unterbinden. Nordkorea wende Tricks wie die Gründung von Strohfirmen oder den Einsatz von Bargeld-Kurieren an, um die Transporte zu verschleiern und die vom Sicherheitsrat verhängten Sanktionen zu unterlaufen.
Die Gruppe von sieben Fachleuten wurde 2006 vom Weltsicherheitsrat durch seine Resolution 1718 eingesetzt, die Nordkorea wegen seines Atomwaffenversuchs vom Oktober des gleichen Jahres verurteilt. Als Quellen ihres Berichts über »verdächtige Tätigkeiten« nordkoreanischer Behörden und Firmen geben die Experten Regierungsbeamte mehrerer Länder, Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien und Veröffentlichungen in den Medien an.
Der vor zwei Jahren von einigen Medien verbreitete Knüller, wonach die burmesischen Generäle versuchten, mit Hilfe Nordkoreas Atombomben zu entwickeln, wird von den Fachleuten in die Welt der Fabeln verwiesen. Den Burmesen fehle dazu das technische Know-how. Plausibel sei hingegen, dass die gewinnsüchtigen Militärs das abgeschottete Land zu einer Drehscheibe für den Schwarzhandel mit Nuklearmaterial machen wollen. In das vereitelte Geschäft mit Magnetometern ist eine in Rangun ansässige nordkoreanische Firma verwickelt.
*Hinweise auf Syrien**
Brisanter sind die Hinweise, wonach Nordkorea Syrien beim Bau einer geheimen Nuklearanlage half. Im September 2007 bombardierten israelische Kampfflugzeuge ein Werksgelände beim Ort Al Kibar am Oberlauf des Euphrat. Israel und US-Geheimdienste liessen durchblicken, dass es sich bei dem zerstörten Objekt um die Baustelle eines Reaktors nach nordkoreanischem Muster handelte. Die syrische Regierung protestierte erstaunlich weich gegen den israelischen Luftangriff und liess das ganze Areal schnell zudecken. Dennoch fanden Inspektoren der IAEO dort Spuren von angereichertem Uran. Daraufhin verboten die Syrer weitere Untersuchungen.
Dieses Versteckspiel nährt den Verdacht geheimer nuklearer Tätigkeiten. Atomfunktionäre aus Pjöngjang fanden in Damaskus stets offene Türen. Auch die auf Reaktoren spezialisierte Baufirma Namchongang ist in Syrien aktiv. Die devisenknappe Kim-Dynastie hat auf dem Weltmarkt nur wenige Exportgüter anzubieten. Dazu gehören Technologien, Know-how und Material für illegale Nuklearprogramme.