Die auf Initiative des Vatikans lancierte Umfrage zu Ehe und Familie hat es an den Tag gebracht: Die kirchliche Lehre stösst bei der Basis, zumindest in unseren Breiten, auf taube Ohren. Anfang November waren die Fragebogen in Umlauf gesetzt worden. Seit Ende Jahr liegen die Ergebnisse vor, die nun zuhanden der Bischofssynode vom Oktober 2014 nach Rom weitergeleitet werden sollen. Für die Hüter der Tradition sind sie niederschmetternd: Das Leben ohne Trauschein ist allgemein verbreitete Praxis. Das Verbot künstlicher Empfängnisverhütung wird kaum mehr beachtet. Für den Ausschluss wieder verheirateter Geschiedener von den Sakramenten fehlt das Verständnis. Die Ablehnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ist im Schwinden begriffen. Wen wundert’s? Doch die Frage stellt sich, was der Vatikan mit diesem Befund anfängt. Wird er die Lehre der Realität anpassen oder versuchen, die Realität der Lehre zu unterwerfen? Das eine ist so unwahrscheinlich wie das andere. Für Papst Franziskus aber bedeutet dies, dass er endlich Farbe bekennen und deutlich machen müsste, für wen sein Herz schlägt: für die Gläubigen, wie er immer behauptet, oder doch eher für das Lehramt, an das er bis jetzt noch kaum gerührt hat.
Wie steht’s mit der Ehe?
Zwischen kirchlicher Lehre und dem Leben der Gläubigen klafft ein tiefer Graben.