Schon Cicero soll vor 2000 Jahren gesagt haben: „Wer wagt, gewinnt!“ Heute wie damals ist Risiko einzugehen, um daraus später Profit zu ziehen, eine Investition mit unsicherem Ausgang. Unser Land hat eine lange Tradition, mit mutigen Taten die Voraussetzungen zu schaffen, um langfristig wirtschaftlich erfolgreich zu sein. In härteren Zeiten gilt diese Devise mehr denn je.
Global Innovation Index
Gemäss Global Innovation Index (GII) 2014 (gemeinsame Publikation von WIPO, Cornell University, INSEAD) steht die Schweiz ganz zuoberst: Platz 1 von 143 untersuchten Volkswirtschaften, und dies bereits zum vierten Mal. Untersucht wurde letztes Jahr „der Faktor Mensch im Innovationsbereich“. Für dieses Ergebnis zusammengetragen wurden nicht weniger als 81 Indikatoren aus den verschiedensten relevanten Themenkreisen. Ein bisschen stolz sein dürfen wir alleweil!
Ein Aspekt der besonders herausgehobenen Kommentare sei hier erwähnt: Sowohl in den USA als auch in der Schweiz – beide Länder erfolgreiche Wirtschaftsnationen – ist ein Zustrom von „Erfindern“ aus Entwicklungsländern sichtbar. „Inventors in developed countries are more likely to be immigrants than natives“ (Es scheint, als träten Immigranten in entwickelten Ländern eher denn Hiergeborene als Erfinder in Erscheinung).
Etwas Neues wagen
Es ist wichtig, festzuhalten: Die Volkswirtschaft der Schweiz schlägt sich prächtig. Ihre Produkte und Dienstleistungen sind erfolgreich. Damit dies so bleibt, ist aber Nachschub an neuen Lösungen unabdingbar.
Diese entstehen meist in den Köpfen mutiger junger Menschen, oft in kleinen Teams, die sich zusammentun an Universitäten, privaten Versuchslabors oder in den berühmten „Garagen“. Nicht selten mit kleinen Budgets sind „Tüftler“ am Werk – der Ausgang der Experimente ist anfänglich mehr als ungewiss. Wissenschaft und Praxis, Staat und Privatwirtschaft zusammen werfen später erfolgversprechende Entwicklungen als Spinoffs, als Startups auf den Markt. Manchmal werden diese von mutigen Investoren aufgekauft und stehen so am Anfang einer Erfolgsgeschichte.
Alle Beteiligten dieser Wertschöpfungskette zeichnen sich aus durch Neugier und Mut zum Risiko. Dies war in der Vergangenheit so, bestätigt sich in der Gegenwart und wird zukünftig, auf einem globalisierten Markt, noch entscheidender sein. Gerade in Zeiten des starken Frankens werden nur schlaue, überraschende, überfällige neue Produkteideen, die intelligenter sind als ihre Vorgänger, zu Exportschlagern. Deren Preis spielt dann eine eher untergeordnete Rolle.
Die Politik der SNB macht vielen exportorientierten Betrieben grosse Sorgen. Da kommt das Avenir spezial 02/2015 mit seinen Betrachtungen zur Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz zur rechten Zeit, um Mut zu schöpfen. „Die Erfahrung der letzten 40 Jahre lehrt, dass die Wirtschaft Währungsschocks stets besser verkraftete als erwartet. Die Exportunternehmen legten dank ihrer Innovationskraft und dem hohen Produktivitätswachstum eine erstaunliche Standfestigkeit an den Tag …“, schreibt Rudolf Walser.
Die internationale Schweiz
Kein Land stellt so viele Nobelpreisträger pro Einwohner wie die Schweiz. Deren Wissenschafter erhalten am zweitmeisten EU-Elitestipendien, was einen eindrücklichen Gradmesser für die Fitness des Forschungsplatzes Schweiz darstellt. Dieser Erfolg nahm schon 1855 bei der Gründung der ETH Zürich ihren Anfang. Die Internationalität der Professoren spricht für den Weitblick und die Offenheit der Gründergeneration: 56 Prozent waren Ausländer. In den 1870-Jahren erreichte dieser Ausländeranteil fast 66 Prozent.
Die wissenschaftliche Forschung ist einer der Pfeiler schweizerischen Erfolges auf volkswirtschaftlichem Gebiet. Sie ist darauf angewiesen, dass unser Land ein offenes, internationales Klima bewahrt. Auch der Historiker Patrick Kupper bestätigt, dass gerade jene Wissenschaftler, die Spitzenforschung betreiben, sehr oft Zugewanderte waren. Dieser Befund deckt sich also mit der weiter oben erwähnten GII-Feststellung.
Florierende Jungunternehmen
Ein erfreuliches Bild bieten die Startups in unserem Land. Über 450 Millionen Franken wurden 2014 bei Investoren gesammelt. Diese Erstfinanzierungen, um überhaupt eine Firma zum Laufen zu bringen, werden nicht selten aus dem engeren Beziehungsfeld der mutigen Jungunternehmer erbracht, darum sprechen die Amerikaner von „friends, fools and family“.
Clevere Ideen fallen in der Schweiz auf fruchtbaren Boden. Gemäss dem Venture Capital Report 2014 der Stiftung Startupticker sorgt ein hoher Innovationsdruck dafür, dass vor allem in der Informationstechnologie (ICT), der Bio- und Medizinaltechnik (Life Sciences) und der Umwelttechnik neue, verbesserte Produkte rasch einen markanten Marktanteil erreichen können. Drei Viertel der Investitionen flossen im letzten Jahr in die Bereiche Medizinalrechnik und Biotech. Zurückzuführen ist dies natürlich auch auf die starke Stellung dieser Sparten (Novartis, Roche).
Oft kommt es bei solchen Startups später zu Verkäufen an Konzerne, oder es gelingt in Ausnahmefällen gar ein Börsengang. Unternehmen aus der ganzen Welt haben in den letzten Jahren durch Übernahmen von der Schweizer Startup-Szene profitiert.
Impact HUB Zürich
Exemplarisch für diese zukunftsoffene Welt steht der Impact HUB Zürich, gelegen mitten im trendigen Zürich-West. Hier kümmern sich junge Leute mit vielen Ideen und Idealen um eine nachhaltige Welt von morgen. Den Kern bilden das weltweite Netzwerk und der Austausch der „Hubber“. Ziel ist unter anderem, jungen Kräften den Einstieg in die Selbständigkeit zu erleichtern.
Die 60 Startups – darunter Unternehmen, die an technischen Neuerungen im Energiesektor arbeiten, ebenso wie Softwareentwickler, freie Kunstschaffende und Non-Profit-Organisationen, teilen sich einen Arbeitsraum. Gemäss Mitgründer Daniel Frei soll der Zusammenschluss über Branchen- und Firmengrenzen hinaus eine offene Zusammenarbeit und verstärkten Austausch ermöglichen. Im Fokus liegen KMU, die „reale Werte für eine enkeltaugliche Zukunft schaffen“ wollen und nicht primär auf eine Börsenkotierung oder einen Verkauf schielen.
Nicht nur Käse und Schokolade
Diese kurze Zusammenstellung zeigt, dass die Aussichten für die Schweiz intakt sind, sofern es gelingt, neue Exportschlager zu entwickeln. Unser Reichtum basiert auf einer hohen Exportquote, davon profitieren wir alle.
Die drei herausragenden Qualifikationen um im harten Wettbewerb zu bestehen sind: Eigeninitiative, Mobilität, Wettbewerb. Dies sind die Eckpfeiler freier Märkte, nicht Subventionen oder Zusatzkredite. Zum Glück kennt unser Land vergleichsweise wenig staatliche Zwangsvorschriften, die solche risikoreichen Projekte entmutigen oder gar ausser Land treiben (Kündigungsschutz, Mindestlohn, 35-Stundenwoche). Ein sinkender Einfluss der Gewerkschaften ist in allen führenden Wirtschaftsnationen sichtbar.
Schweizer Käse und Schokolade kennt die ganze Welt. Werden die nächsten Exportschlager weniger kalorien-, als ideenreich sein?