„Das geht ja gar nicht!“ steht über der entsprechenden Seite, ein diktatorischer Aus- und Aufruf. „Hart und grausam“ sei die Trennung zwischen den Eingeweihten, die den Ruf erschallen lassen und den „Banausen“, denen er gilt. Natürlich mischen unsere Autoren eine Portion Selbstironie unter ihre vernichtenden Urteile. Die ist immer zu empfehlen, wenn man zum Angriff bläst; sie nimmt der Sache den Ernst und schützt, wenn man ihn denn erkennt, den Angreifer. Dass auf dem Schlachtfeld der Mode der Streit zwischen „geht und geht-gar-nicht“ notorisch ist, dürfte allgemein bekannt sein. Die armen Gequälten, die sich unentwegt den Kopf zerbrechen müssen, welcher Outfit richtig sein könnte, um sich unter die richtigen Leute zu mischen, haben einem schon immer leid getan (was für ein anstrengendes Leben!). Aber dass man keine Rothko-Nachdrucke aufhängen, sich bei Popkonzerten im Hintergrund halten, nicht für Starinterpreten klassischer Musik schwärmen und keine vanillegelben Möbel kaufen soll, das hab ich nicht gewusst. Die fröhliche Daumenrauf-Daumenrunter Bewerterei von allem Möglichen, eine altrömische Tradition, die zu Neros Zeiten letal auszugehen pflegte, greift um sich. Argumentieren ist anstrengend und dafür gibt es im Digitalverkehr, dem beliebtesten Kommunikationsmittel, sowieso keinen Platz.
Weil jeder Spruch Anspruch auf Widerspruch hat, sei noch schnell angemerkt, dass es selbstverständlich Phänomene, Geisteshaltungen und davon inspirierte Handlungen gibt, denen nur mit einem „Das geht ja gar nicht!“ adäquat zu begegnen ist. Und dass in den Bereichen der Mode, der Kunst, Literatur oder Musik nach den Zeiten postmoderner Beliebigkeit, des „anything goes“, das Pendel auf die andere Seite ausschlägt und man sich nach Unterscheidung und Klarheit sehnt, ist nachvollziehbar. Es braucht halt (wie immer) ein Abwägen und Ausgleichen zwischen dem gleichgültig-wurstigem „alles geht“ und dem kategorischen „Das geht ja gar nicht !“.