Zwei grosse Probleme beschäftigen zur Zeit die deutschen Politiker und es ist erstaunlich, wie unterschiedlich sie damit umgehen. Die Flüchtlingstragödie bleibt mit Abstand Thema Nummer eins der politischen Auftritte, Agenden, Verlautbarungen. Und wenn es, in Hinblick auf die Tragödie, auch keine kohärente Politik gibt, so scheinen doch Parlamentarier wie Regierende davon überzeugt zu sein, dass die ( utopische) Gesamtlösung herbeigeredet werden könne. Ganz anders sieht es aus, wenn es um die „Alternative für Deutschland“ (AfD) geht. Die im politischen Spektrum weit rechts angesiedelte, bis vor kurzem kaum ernst genommene Partei, wächst und wächst. Glaubt man jüngsten Umfragen, wird sie an den drei Landtagswahlen im März bis zu zehn Prozent der Wählerstimmen bekommen. Flüchtlingstragödie und Aufstieg der AfD hängen zusammen, die entsprechende vehemente Rhetorik der Rechtspopulisten trägt Früchte. Was tun die Vertreter der etablierten Parteien und übrigens auch ein Teil der Medien? Sie verharren in ohnmächtiger Wut oder träger Resignation. Sie üben sich in Ausgrenzungsmanövern, Gesprächsverweigerung, bestimmt die untauglichsten Mittel, um eine gesellschaftliche Entwicklung, die Besorgnis erweckt, zu bremsen. Ausgrenzen, das müsste doch jeder Politiker merken, nützt den davon Betroffenen mehr als dass es ihnen schadet. Die AfD weiss die sozialen Medien zu nutzen und findet dort, in der Rolle triumphierender Opfer, neue Gefolgschaft. Natürlich sind talk-shows, Dispute mit AfD-Vertretern unangenehm: Schlagabtausch statt Diskussion, provozieren statt argumentieren. Trotzdem. Wenn es um die AfD geht, führt am öffentlichen Forum kein Weg vorbei. Dort, vernehmbar für alle, die zuhören wollen, muss auch der hässlichste Streit ausgefochten werden.
Was der AfD nützt
Ausgrenzen hilft nicht