Fussball steht weltweit für Spielfreude und Leidenschaft. In Zürich hingegen zunehmend für gewalttätige Ausschreitungen.
Journal21.ch will die Jungen vermehrt zu Wort kommen lassen. In der Rubrik „Jugend schreibt“ nehmen Schülerinnen und Schüler des Zürcher Realgymnasiums Rämibühl regelmässig Stellung zu aktuellen Themen.
Annina Oggier wurde im Jahre 2001 geboren und besucht das neusprachliche Profil des Realgmynasiums Rämibühl in Zürich. In ihrer Freizeit widmet sie sich am liebsten der Musik. Sie spielt Harfe und nimmt Gesangsstunden.
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Weltweit löst kein anderer Sport so leidenschaftliche Emotionen aus wie der Fussball. Das Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl sowohl mit den Spielern als auch mit den Menschen, welche die Leidenschaft für diesen Sport teilen, ist unbegreiflich. Fussball verbindet über Sprach-, Kultur- und Landesgrenzen hinweg.
Doch er kann auch Rivalitäten schüren und feindliche Abgrenzungen von all jenen hervorrufen, die nicht für die gleichen Klubfarben eintreten. Vor allem in der Schweiz kommt es seit dem Wiederaufstieg des FCZ in die Super League immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen. Die Anzahl der registrierten Vorfälle bei der Stadtpolizei Zürich hat sich im Jahr 2018 im Vergleich zu den Vorjahren beinahe verdoppelt. Bei der wieder aufkeimenden Konkurrenz der beiden Stadtclubs geht es dabei längst nicht mehr nur um Fussballtore, sondern um die „Vorherrschaft“ in der Stadt. Bereits ein „falscher“ Schal oder eine „falsche“ Antwort können für gewaltbereite „Fans“ ein Vorwand für einen Angriff sein. Dabei verlagert sich die Fehde der beteiligten Hooligans vom Fussballfeld immer mehr in die Gebiete rund um die Stadien, was sie noch gefährlicher macht. Wer aber ist dafür verantwortlich und in der Lage, friedliche Fussballspiele zu garantieren, an welche auch Familien mit Kindern gehen können, ohne Angst vor Übergriffen haben zu müssen?
Auch wenn es grundsätzlich Aufgabe der Polizei ist, die Sicherheit aller Bürger zu gewährleisten, und sie deshalb bei sogenannten „Risikospielen“ eine erhöhte Präsenz zeigt, kann sie nicht allein in die Pflicht genommen werden. Es ist nicht im Sinne der Steuerzahler, die Exzesse der Hooligans mit immer grösseren Polizeiaufgeboten mitfinanzieren zu müssen.
Vielmehr liegt es in der Verantwortung der beiden Clubs, sich diesem Problem ernsthaft anzunehmen und es konsequent von innen zu bekämpfen. Am Beispiel Englands, dem Mutterland des Fussballs, welches sich in den 90er Jahren mit der gleichen Problematik konfrontiert sah, lässt sich erkennen, dass es durchaus möglich ist, das Problem (zumindest grösstenteils) in den Griff zu bekommen, sofern die einzelnen Clubs mittels harter Strafen und gezielter Fanarbeit effektiv ein- und durchgreifen.
Solange in der Schweiz hingegen Clubpräsidenten und Clubverantwortliche bei vermeintlichen Fans und eigenen Spielern nicht konsequent nach dem Motto „zero Tolerance“ vorgehen, wird Hooliganismus auch weiterhin Spiel und Diskussion beherrschen. Denn obwohl sich die beiden Zürcher Clubs gelegentlich gegen die Gewalt ihrer „Fans“ aussprechen, scheint man das Thema doch nicht ganz ernst zu nehmen, wenn an der Feier des letzten Cupsieges des FCZ sogar eigene Spieler vermummt Pyros zünden; ein Verhalten, welches angeblich von Vereinsseite her verurteilt wird und auch deshalb verwerflich ist, weil die FZC-Spieler eine Vorbildfunktion innehaben – oder zumindest haben sollten.
Da die Ausschreitungen nicht nur den Opfern, sondern auch dem Image der Clubs und dadurch letztlich ihren eigenen Vereinskassen schaden, ist es noch unverständlicher, dass sie nicht entschiedener dagegen vorgehen. Wenn es Hooligans schaffen, Familien durch ein allgemeines Unsicherheitsgefühl von den Stadien fernzuhalten, verlieren die Clubs zusätzlich einen potentiellen Teil ihrer zukünftigen Fans. Was hält sie also davon ab, sich viel vehementer für gewaltfreie Spiele einzusetzen?
Nebst den Clubs müssen jedoch auch die „normalen“ Fans ihren Teil zur Lösung des Problems beitragen, die solche Taten keinesfalls ignorieren oder mit einem Schulterzucken abtun dürfen, wie es momentan viel zu oft der Fall ist. „Ich finde es schon nicht gut, aber es gehört halt dazu“, meinen zu viele. Diese Mentalität muss sich ändern, damit sich die Fans mit diesem Verhalten nicht unwillentlich schützend vor die Hooligans stellen und so verhindern, dass sich etwas ändert. Es liegt an jedem einzelnen Fan, sich von jeglicher Gewaltbereitschaft zu distanzieren.
Die Zahlen aus Zürich sind alarmierend: Es muss jetzt etwas unternommen werden. Der Fussballsport darf nicht länger ein gesetzloser Raum sein, in dem das Recht des Stärkeren regiert und man tun und lassen kann, was man will. Gewalt rund um Fussballspiele kann man in den Griff bekommen, wenn man vereint gegen sie auftritt und alle Parteien zusammenarbeiten: Die Clubs, indem sie solche Untaten endlich konsequent verfolgen und verurteilen; die Polizei, um im Notfall einzugreifen, und die Fans, indem auch sie solche Taten nicht weiter verharmlosen oder ignorieren.
Fussball steht für unbeschreibliche Leidenschaft und weltweite Faszination: Es ist an der Zeit, die Hooligans vom Platz zu verweisen, damit die positiven Emotionen wieder im Zentrum stehen, die den Fussball ausmachen.
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Verantwortlich für die Betreuung der jungen Journalistinnen und Journalisten von „Jugend schreibt“ ist der Deutsch- und Englischlehrer Remo Federer ([email protected]).
Weitere Informationen zum Zürcher Realgymnasium Rämibühl unter www.rgzh.ch