Die Auswahl der Besten ist heute, neben dem Rechtsstaat, das grösste Problem aller Demokratien. Aber dass ein Trump in der noch wichtigsten modernen Demokratie der Welt zum Wunschkandidaten hat aufsteigen können, ist ein moralischer Schiffbruch sondergleichen. Zunächst natürlich für die Republikaner, aber das interessiert uns weniger. Vor allem aber für Politik schlechthin, ausser man sehe sie als Verdummung des Volkes, das bekanntlich immer recht hat. Kann ein Volk, respektive die Hälfte davon, aber noch klar denken, wenn es keine Alternative mehr sehen kann oder will ausser dem ihm aufgezwungenen Trump? In anderen, europäischen, Ländern sehen die gesitteteren reaktionären Populisten anders aus. Aber diese Länder sind kleiner (nur zahlreicher unterdessen).
Die USA sind mit der europäischen Aufklärung des 18. Jahrhunderts entstanden und haben deren Moralphilosophie lange und oft höher respektiert als dies in Europa der Fall war, zumal nach der Abschaffung der Sklaverei. Ihr Isolationismus war lange eine Tradition (ausser im sogenannten südamerikanischen „Hühnerhof“), bevor ihr Interventionismus, diesmal zum Glück für die kriegssüchtigen und dann vom Nazismus bedrohten Europäer, diese gerettet hat.
Mit solchen Perspektiven kann ein Trump mangels intellektuellem Anstand natürlich nichts anfangen und auch nicht seine professionellen Beschwichtiger (die „Putin-Schule“), die schon im Voraus erklärten, dass er gar nicht so schlimm sein würde, denn auch Reagan sei schliesslich ein guter Präsident geworden (ich plädiere doch dafür, dass man Reagan, der viele beleidigt hat, nicht postum aus dem gleichen Parteilager beleidigen darf).
Manchmal überlebt etwas von den Gründervätern. Aber Idealismus reicht angesichts einer – totalitären, digitalen, wirtschaftlichen etc. – Globalisierung nicht mehr aus. Die Politik ist diesbezüglich seit langem gefragt und leider stumm, überfordert oder zu schwach und einvernehmlich. Nur: die Trumps aller Länder sind keine Antwort darauf.