Von Gastronomie war letztens viel die Rede. Sie hat sich lange heftig gegen den Lockdown gewehrt und rebelliert trotz des Einlenkens ihres Verbands noch immer da und dort. Das hat diesem Begriff zu medialer Allgegenwart verholfen.
«Gastronomie» hat bekanntlich – und seltsamerweise – nichts mit «Gast» zu tun, obschon es dabei ums Gastgewerbe geht. Vielmehr leitet der Begriff sich sehr vornehm vom griechischen «gaster» (Bauch, Magen) und dem angehängten «nomia» (Fachgebiet, Lehrgegenstand) ab. Damit lehnt sich das Wort an eine in den Wissenschaften gängige Begriffsbildung an – wie bei Agronomie, Astronomie, Ergonomie, Ökonomie oder Taxonomie.
Wollen Gastronomen also Bauchkundige oder Magenfachleute sein? Warum nicht einfach Wirtinnen, Köche, Servierpersonal, Barbetreiber? Streben sie nach wissenschaftlichen Weihen? Sehen sie sich unmittelbar neben den Astronomen, mit dem G am Wortanfang als feinem Unterschied?
Gastronom, Gastronomin – das hat im Zusammenhang mit Restaurants, Bars, Cafés, Beizen, Gasthäusern einen falschen gelehrten Ton. Mit dem Gastronomie-Vokabular strebt die Branche in der falschen Richtung nach Bedeutsamkeit. Das hat sie gar nicht nötig. Denn wie sehr wir sie lieben, die schönen Restaurants, gemütlichen Beizen, ruhigen Cafés und coolen Bars, das ist uns gerade im Lockdown schmerzlich bewusst geworden.