Vor zehn Jahren trat die überarbeitete Rechtschreibreform der deutschen Sprache in Kraft. Die Jubiläums-Bilanz ist ernüchternd. Denn das Ziel, mit vereinfachten Sprachregeln deren Erlernung zu erleichtern und deren Beherrschung zu erhöhen, wurde weit verfehlt. Die Kritiker der Neuordnung wiesen auf die Unzulänglichkeiten und Widersinnigkeiten hin und sagten das Debakel voraus.
Es führte zu einer babylonischen Verwirrung. Schulen und Behörden folgen der verunglückten Reform, Buchverlage, Zeitungen, Zeitschriften und Presseagenturen ihren plausiblen Hausregeln und Private ihrem Bauchgefühl. In Schulaufsätzen, Geschäftstexten, Zeitungsartikeln, Büchern und E-Mails zeigt sich ein Chaos, das Lesbarkeit und Verstehbarkeit erschwert.
Deutsch ist nicht leicht zu haben. Es bleibt der Irrtum der Reform, die Regeln jenen anpassen zu wollen, denen der schriftliche Ausdruck Mühe bereitet. Eine versimpelte Sprache vermag eine Welt, die bis in den Alltag hinein komplexer wird, immer weniger zu beschreiben.
Die Hoffnung auf eine vernünftige Revision der von Glaubenskriegern durchgestierten Reform ist vergeblich. Das ausgerechnet auch von unseren Erziehungsdirektionen zur Pflicht erhobene Stümpern und Wursteln geht weiter.