Die Wahllokale öffneten heute Donnerstag um 07.00 Uhr britische Zeit (08.00 Uhr Schweizer Zeit). Um 22.00 Uhr britische Zeit (23.00 Uhr Schweizer Zeit) schlossen sie.
Wenn der Big Ben am Abend zehn Mal schlägt, beginnt die Auszählung der Stimmen. Dann auch werden die ersten „Exit Polls“ veröffentlicht.
Meinungsforscher des Instituts „Ipsos Mori“ stellen am heutigen Wahltag 20’000 Wählerinnen und Wähler in 144 Wahlkreisen am Ausgang der Wahllokale die Frage, wie sie gewählt haben. Auf diesen Angaben basieren die Exit Polls. Sie geben einen ersten wichtigen Hinweis darauf, wer gewonnen hat. Auftraggeber dieser umfassenden Wählerbefragungen sind die BBC, ITV und Sky News.
Absolutes Mehr: 326 oder weniger
Das britische Unterhaus (House of Commons) zählt 650 Sitze. Die absolute Mehrheit läge also bei 326 Sitzen. Da die nordirischen Sinn Féin-Abgeordneten (bisher waren es vier) ihre Sitze im Unterhaus nicht einnehmen, betrug in der jetzt zu Ende gegangenen Legislaturperiode die absolute Mehrheit 324 Sitze (650 minus 4, dividiert durch 2 plus 1).
Bei den Wahlen am 7. Mai 2012 gewann der damalige konservative Premierminister David Cameron die absolute Mehrheit nur knapp. Die Konservativen (Tories) verfügten bisher über 331 Sitze, also 7 mehr als die absolute Mehrheit (ohne die Sinn Féin-Sitze).
Kein „landslide“ erwartet
Meinungsumfragen im Vereinigten Königreich sind traditionell schlecht. Arg getäuscht hatten sich die Meinungsforscher nicht nur bei der Unterhauswahl vor gut zwei Jahren, sondern auch bei der Brexit-Abstimmung.
Letzte Meinungsumfragen geben den Tories bis zu etwa 375 Sitze, das wäre zwar ein komfortabler Sieg von Theresa May, allerdings nicht der ursprünglich erwartete „landslide“. In einer allerletzten Umfrage des Instituts YouGov haben die Konservativen in den letzten Tagen und Stunden wieder etwas Boden gutgemacht.
Ein nicht ganz kluger Wahlkampf
Mitte April verfügten die Tories laut Umfragen noch über einen prozentualen Vorsprung von bis zu 20 Prozent der Stimmen. Die Terroranschläge und ein nicht ganz kluger Wahlkampf der Premierministerin liessen diesen Vorsprung stark schmelzen.
Je schlechter das Ergebnis für Theresa May ist, desto mehr werden ihr die Hände in den Brexit-Verhandlungen gebunden sein. Und umgekehrt: Je besser es ist, desto mehr wird sie eine harte Position durchsetzen können.
Gemessen wird May nicht nur an der gewonnenen Sitzzahl, sondern auch am erreichten prozentualen Anteil ihrer Partei. Bei den Wahlen am 7. Mai 2015 erreichten Camerons Konservative 36,9 Prozent der Stimmen. Sollten jetzt Mays Tories weniger schaffen, würde das ihre Stellung schwächen. Eine letzte Umfrage des „Telegraph“ gibt den Konservativen 42,9 Prozent.
Bei den letzten Unterhauswahlen am 7. Mai 2015 erhielten die wichtigen Parteien folgende Stimmenanteile:
Tories (Konservative), geführt von Theresa May
Labour, Jeremy Corbyn
UKIP, UK Independence Party, Paul Nuttall
LibDems, Liberal Democrats, Tim Farron
SNP, Scottish National Party, Nicola Sturgeon
Green, The Green Party, Tom A. Wood und Caroline Lucas
(J21)