Es gibt vieles, was einen zur Ablehnung der bevorstehenden Rentenreform verleiten könnte: die Heraufsetzung des Frauenrentenalters zum Beispiel oder der Zustupf von 70 Franken, mit dem die Rentenkürzungen für Minderverdienende abgefedert werden soll. Gleichwohl plädiere ich für ein Ja. Nach Jahren der Stagnation braucht es diese Reform dringend. Und zwar nicht nur, weil sonst die AHV in finanzielle Schieflage gerät, sondern weil der Status quo der Realität nicht mehr entspricht.
In diesem Punkt herrscht vermutlich weitgehend Einigkeit. Nur über die Konsequenzen, die daraus zu ziehen sind, ist man sich uneins. Wie die steigende Zahl der Rentenbezüger auffangen? Wie reagieren auf die Tatsache, dass immer mehr Menschen immer älter werden und dabei immer länger leistungsfähig und auch leistungsbereit bleiben?
Angesichts der kontinuierlich steigenden Lebenserwartung ist die Heraufsetzung des Frauenrentenalters sicher ein logischer Schritt. Aber warum nicht gleich eine generelle Erhöhung, wo doch eine Ruhestandsdauer von 20 und mehr Jahren heutzutage bereits keine Seltenheit mehr darstellt?
Ich weiss, kein Politiker, der wiedergewählt werden möchte, traut sich an dieses Thema heran. Und ich weiss auch, dass der Arbeitsmarkt älteren Arbeitnehmenden alles andere als gewogen ist. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir nicht darum herum kommen, über Themen wie Lebensarbeitszeit und Pensionsalter völlig neu nachzudenken. Ein Rentenalter 67 oder gar 70 mag heute noch ein Tabu sein. Aber Tabus sind dazu da, geknackt zu werden – am besten gleich nach dem hoffentlich positiven Ausgang der Abstimmung vom 24. September.