Die Schwierigkeiten mit dem „Frühfranzösischen“ stellen der Volksschule in einem viersprachigen Land ein schlechtes Zeugnis aus. Auf die Note drückt bereits die Bezeichnung „Frühfranzösisch“. Nach diesem Muster müsste jedes in den Primarklassen unterrichtete Fach unsinnigerweise mit „Früh-“ ergänzt werden: Frühlesen, Frühschreiben, Frührechnen, Frühzeichnen, Frühturnen.
„Früh“ heisst „bei Tagesbeginn“, „vor der gewohnten Zeit“ oder „bevor das üblicherweise Erwartete geschieht“. In „früh“ steckt eine Aussergewöhnlichkeit. Die „Frühgeburt“ ruft einem besonderen Mitleiden, der „Frühtod“ auch, der „Frühstart“ einem Tadel, der „Frühschoppen“ einer leisen Missbilligung der Frugalisten und die „Frühmesse“ einem milden Lächeln der Spätaufsteher.
Diese Bezeugungen färben auf „Frühfranzösisch“ ab. Es ragt als technokratisches Unwort irritierend aus den übrigen Fächern heraus und stört als abweichend von der Normalität. So sehr, dass es zum Schimpfwort erniedrigt wurde. Die Sprache unserer stärksten Minderheit wird verachtet. Die Subtilität verschärft die Diskriminierung.
Höchste Zeit, in aller Selbstverständlichkeit von „Französisch“ zu reden, egal, in welcher Klasse der Unterricht beginnt.