Nach Auszählung aller Stimmen kommt „Vox“ (Die Stimme) im Congreso de los Diputados auf 52 Sitze; das sind 28 Sitze mehr als die Partei bei den Wahlen am 28. April dieses Jahres erobert hat. Damit wird Vox zur drittstärksten Partei im Parlament.
Die Verluste der Sozialisten von Ministerpräsident Pedro Sánchez halten sich in Grenzen. Der PSOE, die Sozialistische spanische Arbeiterpartei, erzielt laut provisorischen Ergebnissen 120 Sitze. Das sind 3 weniger als bisher. Die Sozialisten bleiben mit einem Stimmenanteil von 28 Prozent mit Abstand die stärkste spanische Partei.
Der „Partido Popular“ (PP), eine rechtsbürgerliche katholisch-koservative Volkspartei, kann sich nach dem Debakel vor sechs Monaten wieder aufrappeln. Der PP kommt auf 88 Sitze; das sind 22 mehr als sie im April dieses Jahres erhielt.
„Unidas Podemos“, eine Linkspartei, die links von den Sozialisten steht, verfügt künftig über 35 Sitze, ein Verlust von 7 Mandaten.
Einen dramatischen Absturz erleidet die rechtsbürgerliche „Ciudadanos“. Die Partei, vor sechs Monaten noch als möglicher Koalitionspartner der Sozialisten gehandelt, verbucht noch 10 Mandate und verliert damit deren 47.
Die erstmals kandidierende gemässigte Linkspartei „Más País“ erobert 3 Sitze.
Das absolute Mehr im spanischen Parlament liegt bei 176 Stimmen.
Keine Mehrheiten in Sicht
Die Ergebnisse entsprechen in etwa den Voraussagen, wobei Vox etwas besser abschneidet als prognostiziert.
Erwartungsgemäss wird eine Regierungsbildung schwierig. Die Linke, Sozialisten, Unidas Podemos und Más País kommen bei weitem nicht auf die erforderliche absolute Mehrheit von 176 Stimmen.
Auch auf der rechten Seite würde eine Allianz zwischen der konservativen PP und der rechtsextremen Vox nicht die zum Regieren erforderliche Anzahl Mandate erhalten.
Unklar ist, welche Haltung die schwer gerupfte Ciudadanos einnimmt. Spannt sie eventuell mit der Rechten zusammen (auch das brächte keine absolute Mehrheit) oder tendiert sie zur Linken. Vor sechs Monaten schloss Ciudadanos ein Bündnis mit Pedro Sánchez kategorisch aus.
Rein rechnerisch wäre eine grosse Koalition zwischen den Sozialisten und der PP möglich. Doch die beiden Parteien waren während Jahrzehnten derart verfeindet, dass eine solche Allianz als sehr unwahrscheinlich gilt.
Ein Wort könnten die Regionalparteien mitreden. Allein die beiden katalanischen Parteien, ERC und JxCat, verfügen zusammen über etwa 20 Mandate. Doch sie werden wohl weder die Linke noch die Rechte unterstützen, da beide Blöcke sich gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens ausgesprochen haben.
(J21)