«Service public», welcher Begriff gerade jetzt der SRG tadelnd und fordernd um die Ohren geschlagen wird, ist so klar und so fassbar wie «Gerechtigkeit», «Chancengleichheit» oder «Neutralität». Die Beliebigkeit erhöht die Beliebtheit. Die Unübersetzbarkeit ins Deutsche verleiht erst noch einen mystischen Hauch. Der Begriff erfüllt auf ideale Weise sämtliche Bedingungen für den inflationären Gebrauch in der Medienpolitik. Weil das Eintreten für den «Service public» Vertrauen erweckt und garantiert zu nichts verpflichtet.
Das gilt umgekehrt auch für die SRG, die mit dem Bekenntnis zum «Service public» ihr Image popularisieren und das Gesetz des Handelns selber bestimmen kann.
Die begriffliche Wundertüte ist ein sprachlicher Geniestreich, der nur dem helvetischen Pragmatismus gelingen konnte. Wenn die Einigkeit darüber fehlt, was Radio und Fernsehen leisten sollen, dann suchen wir die Konkordanz in der schönen Schwammigkeit. Jedenfalls klingt «Service public» bestimmter und ordentlicher als «durchwursteln», «im Nebel herumstochern» oder «Jekami».
Sprach-Akrobatik ersetzt immer wieder hinlänglich die Lösung eines Problems.