Die Villa Panza und ihr Park inszenieren die Weite und die Schlichtheit als Fest. Herzog Paolo Antonio Menafoglio errichtete das Anwesen Mitte des 18. Jahrhunderts, Herzog Pompeo Litta Visconti Arese liess es 1823 vom Tessiner Architekten Luigi Canonica umbauen und vergrössern. In den Besitz der aus Mailand stammenden Adelsfamilie Panza gelangt, kam es 1935 durch Piero Portaluppi zu neuerlichen architektonischen Veränderungen. Mit ihrem Umschwung fügt sich die Villa zu einer die Augen und die Seele beruhigenden Harmonie aus Weiss und Grün.
Erlebnisstarkes Ganzes
Der neoklassische "Salone Impero" mit den hohen Fenstern zum Park, den korinthischen Säulen und kristallenen Leuchtern ist die Glanzleistung, die Klarheit bis zur Grossartigkeit zu steigern und dennoch die Einfachheit zu bewahren. Das Raffinement wird hinreissend betont durch vier monochrome Bilder des Amerikaners David Simpson. Sie sind Teil der exquisiten Sammlung zeitgenössischer Kunst von Graf Giuseppe Panza di Biumo (1923-2010).
Auf sein Ableben hin schenkte er sie mit der Villa und dem Park dem Fondo Ambiente Italiano (FAI), der für die öffentliche Zugänglichkeit sorgte und regelmässig Wechselausstellungen von internationalem Rang organisiert.
Die von Robert Irwin, Maria Nordman, James Turrell und Dan Flavin eigens für den Sammler geschaffenen Werke sind bleibend im Wirtschaftsflügel der Anlage zu sehen. Lichtkunst, Bau- und Gartenbaukunst fügen sich zu einem erlebnisstarken Ganzen höchster Qualität. Die Villa Panza ist kein Museum, sondern besitzt die Anmutung eines privaten Anwesens, das seine zeitlose Schönheit innen und aussen mit moderner Kunst zur spannenden Vollendung bringt.
Weiter philosophischer und künstlerischer Schwung
Auch die aktuelle Wechselausstellung mit 28 Objekten und Installationen der beiden Amerikaner Roxy Paine (1966) und Meg Webster (1944) nimmt Bezug zu diesem dynamischen Ensemble. Sie steht unter dem Titel "Natura naturans" als der von Menschen geschaffenen Natur, ist gekoppelt an den Gegenbegriff der "Natura naturata" als der göttlichen erschaffenen Natur, und holt über Spinoza bis Aristoteles philosophisch weiten Schwung. Anspruchsvoll und mit einiger Kopflastigkeit ist die grundlegende Diskussion über unser Verhältnis zur Natur und unseren Umgang mit ihr lanciert.
Paine und Webster befassen sich aus der Erfahrung zweier verschiedener Generationen mit dem ewigen Zyklus der wachsenden und zerfallenden Natur. Während Paine mit synthetischen Harzen, Lacken, Anstrichmitteln und Polymeren die Natur, z. B. Pilze und Pflanzen, nachbildet, formt Webster ihre Skulpturen aus natürlichen Materialien wie Salz, Moos, Bienenwachs, Stauden und Holz.
Beide Wege führen zunächst zu einer packenden ästhetischen Wirkung und dann durch sie zu den fliessenden Grenzen zwischen "Natura naturans" und "Natura naturata", angetrieben von der Frage, wo die Natur unsere Eingriffe erträgt und wo sie sich rächt. Das ist als Thema auch der Villa Panza als Gesamtkunstwerk immanent.
"Natura naturans", Werke von Roxy Paine und Meg Webster 1982-2015, bis 28. Februar 2016