Der wuchtige Museumsbau aus dem Jahre 1936 am Basler St. Alban-Graben platzte schon seit Jahrzehnten aus allen Nähten. Das führte – dank der von der Basler Mäzenin Maja Sacher 1933 ins Leben gerufenen Emmanuel Hoffmann-Stiftung, 1980 zur Eröffnung des Museums für Gegenwartskunst am nahen Rheinufer. Aber auch diese Auslagerung von zeitgenössischer Kunst konnte schon länger den Platzansprüchen nicht mehr genügen. Um einen Ort vor allem für die enorm Platz beanspruchenden Kunst-Installationen zu schaffen, trat die Enkelin Maja Sachers, Maja Oeri, auf den Plan und eröffnete 2003 das sogenannte „Schaulager“ am Rande der Stadt, in dem auf den von den renommierten Architekten Herzog und de Meuron entworfenen 4'300 Quadratmetern nicht nur Kunst gelagert, sondern auch immer wieder Präsentationen von Einzelkünstlern organisiert werden.
Aber trotz all dieser Dependancen, die ein beachtliches Eigenleben entwickelten, wurde die Platzknappheit im Museums-Hauptbau immer drängender. Zu viele Werke mussten bei grösseren Ausstellungsprojekten zeitweise ins Depot wandern, darunter auch Werke, welche international bekannt sind und zum Teil gezielt von BesucherInnen aus aller Welt aufgesucht werden. Der Reichtum der Öffentlichen Kunstsammlung Basel (in der Kunstmuseum, Kupferstichkabinett und Museum für Gegenwartskunst zusammengefasst sind) wurde zum Problem.
100 Millionen Franken für den Neubau
Und wieder lautete die Alternative: Ein Erweiterungsbau muss her. Um für diesen Platz zu schaffen, musste die Liegenschaft Burghof vis-à-vis des Kunstmuseums, weichen, deren Erwerb von der Basler Regierung als „Glücksfall“ bezeichnet worden ist. Aus der internationalen Architektur-Ausschreibung gingen die Basler Architekten Christ & Gantenbein als Sieger hervor. Die Kosten von 100 Mio Franken werden hälftig vom Kanton Basel-Stadt und mäzenatisch von der „Laurenzstiftung“ (hinter der wiederum Maja Oeri steht) getragen. In Basel wird - in vielen Bereichen - das Kunst-Mäzenatentum, das mit der privaten Mitfinanzierung für den Ankauf des sogenannten Amerbach-Kabinetts schon 1661 begonnen hatte, auf beeindruckende Weise fortgesetzt.
Der Neubau, wie ein erratischer Block jeden Zentimeter des verfügbaren Platzes nutzend, wird 8'000 m2 Ausstellungsfläche bieten. „Der Neubau fügt sich harmonisch in die heterogene Stadtstruktur, tritt gleichzeitig in einen selbstbewussten Dialog mit dem prominenten Stammhaus und strahlt leuchtturmartig in die Stadt aus.“ (O-Ton Kunstmuseum Basel)
15 Monate Schliessung des Kunstmuseums
Soweit, die Vorgeschichte. Nun aber wird es bald ernst. Der Rohbau steht und muss eingerichtet werden. Die ausgewählten Kunstwerke müssen über einen unterirdischen Gang vom Alt- in den Neubau geschafft und gleichzeitig soll auch der Altbau saniert werden. Im Gegensatz zu anderen grossen Museen wird dies in einer relativ kurzen Schliessungszeit des Kunstmuseums von nur 15 Monaten bewältigt. Man zeigt sich zuversichtlich, die zeitlichen Vorgaben einhalten zu können.
Das Kunstmuseum Basel schliesst also seine Tore am 31. Januar 2015 bis zum 19. April 2016. Die Bibliothek bleibt während der Sanierung des Hauptbaus geöffnet, der Studienraum und der Museumsshop hingegen werden geschlossen. Doch keine Bange – es bleibt auch 2015 ein grosser Teil der Sammlung öffentlich in Dependancen zugänglich.
Aktive Übergangszeit
Die Hauptlast trägt während der Übergangszeit das nahe Museum für Gegenwartskunst, das unter seinem erst kürzlich angetretenen Direktor Soren Grammel insgesamt sechs Ausstellungen zu bewältigen hat. Darunter wird vor allem die Präsentation „Cezanne bis Richter“ vom 14.2. 2015 bis 21.2.2016 mit Meisterwerken der Klassischen Moderne bis heute ein Publikumsmagnet sein, gefolgt von einer Schau des wichtigen amerikanischen Nachexpressionisten Cy Twombly (12.9. 2015-31.1.2016).
Als besonderes „Zückerchen“ wird der Eintritt in alle Ausstellungen des MGK (Museum für Gegenwartskunst) ab Februar bis Ende Jahr 2015 gratis sein, gesponsert vom „Fonds für künstlerische Aktivitäten im MGK der Emanuel Hoffmann-Stiftung und der Christoph Merian Stiftung“.
Die seit Jahrhunderten im Basler Besitz befindlichen weltberühmten Werke Alter Meister, welche der zuständige Kurator Bodo Brinkmann als „die Kronjuwelen des Hauses“ bezeichnet, werden ab April 2015 im neuen Annexbau des Museums für Kulturen am Münsterplatz glänzen.
Auslagerungen besonders glanzvoller Art bilden zwei Präsentationen aus Basel im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia in Madrid. Ab 18. März 2015 werden dort neben einer Auswahl von 100 Werken aus Basel, darunter Gemälde, Collagen, Skulpturen, Fotografien und Videos, die den Baslern so lieb gewordenen Picassos gezeigt, darunter auch jene, welche von Stadt und Bürgern am legendären Basler „Picassofest“ von 1976 vor dem drohenden Verkauf gerettet worden waren. Die Zusammenführung mit der königlichen Madrider Sammlung wirkt geradezu zeitgeistig: Dort monarchischer Glanz – hie Bürgerbewusstsein und –stolz.
Die Eröffnungsausstellung im Erweiterungsbau
Die rund 30 Journalistinnen und Journalisten an der Pressekonferenz aber warteten mit Ungeduld auf die Bekanntgabe der - bis dahin wie ein Staatsgeheimnis gehütete – Eröffnungsausstellung vom 19. April 2016. Es handelt sich dabei wohl auch um die letzte von Museumsdirektor Bernhard Mendes Bürgi kuratierte Ausstellung, da Bürgi im August 2016 pensioniert werden wird. Umsomehr Herzblut dürfte in diese mit Spannung erwartete Eröffnungsausstellung fliessen: „Sculpture on the Move 1946-2016“ ist ihr Titel, der eigentlich schon alles aussagt. Mit ausgewählten Werken aus dem Kunstmuseum Basel und bedeutenden Leihgaben aus internationalen Museen und Privatsammlungen „wird ein dichtes, überaus reiches Spannungsfeld eröffnet.“ (19. 4. bis 18.9.2016).
Übrigens: Wer sie noch nicht gesehen hat: Noch bis Dead Line, also bis zum 1. Februar 2015, läuft die bescheiden im Zwischengeschoss des Kunstmuseums präsentierte, aber grandiose Ausstellung „Albrecht Dürer und sein Kreis, Zeichnungen aus dem Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel“, kuratiert vom wegen Pensionierung scheidenden Direktor des Kupferstichkabinetts und Holbein-Spezialisten Christian Müller. Hier begegnet man Basels „Kronjuwelen“ auf Papier, die den Gemälden in nichts hintanstehen. Kostbare Werke auf Papier werden ihrer Lichtempfindlichkeit wegen nur sehr selten ausgestellt – eine Chance!